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"Texas-Kabul" ist ein politisches Roadmovie. Der Film ist eine Reise um den ganzen Globus, auf der Suche nach dem Sinn in den Zeiten des Krieges und gleichzeitig eine Reise in die eigene Vergangenheit. Bilder des zerstörten Kabul mischen sich mit Erinnerungen an die verwüsteten deutschen Städte nach dem zweiten Weltkrieg. "Texas-Kabul" ist ein Film, der in einem inneren und äußeren Ausnahmezustand entstanden ist.

Der 11. September 2001 ist der Ausgangspunkt. Die Regisseurin des Filmes, beunruhigt durch die Ankündigung der Kriege, die nach der Tragödie in New York folgte, begibt sich auf die Reise. Sie sucht Verbündete, die in der ausgebrochenen Panik besonnen handeln. Sie findet vier Frauen in vier verschiedenen Ländern der Welt: in Indien, Serbien, Afghanistan und in den USA.
Während dieser Reise, durchlebt die Regisseurin auch eine innere Reise in ihre Vergangenheit, in die Zeiten des 2. Weltkrieges und der Flucht, die sie als fünfjähriges Kind erlebt hat.

Die erste Station ist New Delhi, Indien. Dort trifft die Regisseurin die 43jährige Arundhati Roy, die berühmte Schriftstellerin, die nach dem Welterfolg ihres Romanes "Der Gott der kleinen Dinge" aufgehört hat, Literatur zu schreiben, um sich gegen Krieg und Globalisierung zu engagieren. Sie wurde zur "Stimme der Dritten Welt". Arundhati Roy schreckt nicht vor dem Begriff "Faschismus" zurück, wenn sie die Entwicklung der politischen Lage in ihrem Land beschreibt, in dem Land, welches sie so liebt und dem sie ihr Leben gewidmet hat. Indien ist ein Land mit einer unglaublichen kulturellen Vielfalt und ethnischem Reichtum. Es ist aber auch ein Land der verloren gegangenen Hoffnungen, in dem der Neoliberalismus dazu führte, dass sich die Ärmsten der Armen gegenseitig bekriegen.
Auf den Straßen von New Delhi trifft man Kinder, muslimische Flüchtlinge aus Assam und Bangladesh, die den ganzen Tag über Müll sammeln, um zu überleben. In den Gesichtern der Kinder, die nichts besitzen und schon morgens von den Straßen der Hauptstadt vertrieben werden, sieht man – trotz allem – Lebensfreude und Hoffnung.

In Serbien besucht die Regisseurin eine alte Freundin, die 50jährige Stascha Zajovic, die Frau, die in Belgrad während der Milosevic-Diktatur die Gruppe "Frauen in Schwarz" gründete. Diese Gruppe war lange Zeit die einzige Stimme der Vernunft unter den wahnsinnig gewordenen Nationalisten, die alles um sich herum zerstört haben. Stascha Zajovic wurde wegen ihres Engagements verfolgt und musste sich vor der Polizei verstecken. Die Regisseurin trifft sie in einem historischen Moment. "Frauen in Schwarz" aus Belgrad und Frauen aus der bosnischen Stadt Srebrenica protestieren am 11. September 2002 gegen Krieg und Vertreibung. Im Juli 1995 wurden in Srebrenica innerhalb von drei Tagen 8000 muslimische Männer von den serbischen Truppen ermordet. Die Frauen, deren Nationen sich bis gestern auf brutalste Weise bekämpft haben, stehen gemeinsam auf dem Marktplatz in Sarajevo und rufen zur Versöhnung auf.
In der Nähe von Belgrad findet die Regisseurin ein Flüchtlingslager, in dem serbische Flüchtlinge aus dem Kosovo ein provisorisches Leben fristen, Opfer des Krieges, der durch die Nato-Intervention im Frühling 1999 eskalierte. Sie trifft Menschen, die von allen vergessen wurden, von der internationalen Gemeinschaft und auch von den lokalen Behörden. Sie trifft Bäuerinnen und Bauern, die von ihrem Land vertrieben wurden und jetzt entwurzelt vor einer vollkommen unsicheren Zukunft stehen.

Die nächste Station der Reise ist Kabul, eine Stadt, die heute nur aus Ruinen besteht. Über den Horror der vergangenen Jahre, über die Greueltaten, zu dem ein Mensch fähig ist, berichtet die 45jährige Jamila Mujahed, Herausgeberin von "Malalai", der einzigen Frauenzeitschrift in Afghanistan. Während der sowjetischen Besatzung arbeitete sie als Nachrichtensprecherin beim Fernsehen und durchlitt die folgenden Kriege in Kabul mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern. Ihre Worte sind eine Mischung aus Ängsten und Hoffnung. Auf der einen Seite gibt sie - trotz allen Drohungen der Fundamentalisten – ihre Frauenzeitschrift weiter heraus, auf der anderen Seite konstatiert sie bitter, dass sich die Lage der Frauen in Afghanistan nicht geändert hat.
Kabul ist eine Geisterstadt, die an die Science-Fiction-Visionen eines Paul Auster erinnert. Während aus dem Kabuler Stadion Geräusche von einer militärischen Massenveranstaltung hallen, sieht man in der Ruine einer Grundschule Kinder, die die Sprache der neuen Herren lernen. Ein junges Mädchen, noch halb verschleiert, deklamiert stolz: "Time is money, money is power, power is life".

Die Amerikanerin Sissy Farenthold, ist die Gesprächspartnerin der Regisseurin in Houston, der letzten Station der Reise. Sissy Farenthold ist eine 76jährige ehemalige Jura-Professorin und Politikerin, die ihre Karriere nach dem Vietnamkrieg abbrach, um sich für Menschenrechte zu engagieren. Ihre klaren Sätze werfen Licht auf die Hintergründe der Bush-Politik. Sie durchleuchtet das Netz der verschiedenen Interessen von Militär, Industrie und Politik. "In einer Sache bin ich sicher", sagt Sissy Farenthold, "ich gebe den Kampf nicht auf".
In New York ist die Regisseurin mit einem Amerika konfrontiert, was sie nicht kennt. Mit der Militarisierung des alltäglichen Lebens und des städtischen Raumes. Auf dem Times Square wirbt die Navy-Big-Band Soldaten an. Zur gleichen Zeit lassen sich die New Yorker, mit ihrem Sinn für Humor und Selbstironie, neben der Wachsfigur von Präsident Bush fotografieren.

"Texas-Kabul" ist ein Film, der aus Unruhe entstanden ist, Unruhe provoziert und zum Handeln auffordert.

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