Stascha Zajovic
1953 in einem Dorf in Montenegro geboren. Aus der Enge der traditionellen, montenegrinischen Familie setzt sie sich mit 19 Jahren ab nach Belgrad, verdient ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten. Studiert Romanistik, bestreitet ihre Existenz später als Übersetzerin für Spanisch und Italienisch. Während des Studiums bereits politisch aktiv in verschiedenen intellektuellen Dissidentenkreisen, später immer mehr in der Frauenbewegung. Sie ist 1991 eine der Begründerinnen der Frauen in Schwarz Belgrad und wird der wichtigste politische Motor der Gruppe im Kampf gegen die Milosevic-Diktatur. Sie stellt Kontakte
her zu ähnlichen radikal-pazifistischen Frauengruppen in Italien, Spanien und den USA.
Den Frauen in Schwarz aus Belgrad wurde der Millenium-Friedenspreis der UNO 2000 zugesprochen. 2001 waren sie für den Friedensnobelpreis nominiert. In den letzten Jahren arbeitet Stascha an dem Projekt Mobile Frauen Friedens-Workshops, ein Projekt verschiedener Friedensgruppen in Serbien und Montenegro, unterstützt von der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.
Zitate aus dem Film
...Frauen sind immer und überall unterschiedlichen Arten von Instrumentalisierung ausgesetzt. Zum Beispiel: Vergewaltigung im Krieg ist natürlich ein Verbrechen gegen Frauen. Aber gleichzeitig ist das auch Rache oder Erniedrigung von Männern anderer Nationen. Auch aus militärischen Gründen, zur militärischen Expansion. Denn die Täter wissen genau, daß Frauen nicht an den Ort zurückkehren wollen, wo sie vergewaltigt wurden.
Im Bosnienkrieg... ich denke, das war der erste Krieg, in dem Vergewaltigung während des Krieges an die Öffentlichkeit kam. Denn in der ganzen Geschichte
des Krieges ist Vergewaltigung normal... gehört zur Normalität militärischer Aktionen, militärischer Ideologien....
...Männer kollektiv zu beschuldigen ist kein guter Weg, Frieden zu schaffen... sie dazu bringen, sich verantwortlich zu fühlen, das ist wichtig in meiner Arbeit als Aktivistin gegen Kriege. Männer haben mehr Macht, also tragen sie mehr
Verantwortung für den Krieg. Aber ich weiß nicht, ob Krieg überhaupt möglich wäre ohne die indirekte Kollaboration von Frauen. Frauen sind... auch Komplizen, Kollaborateurinnen. Und Frauen entscheiden sich auch verschieden, oder?...
... Ich glaube an die kleinen Dinge. Ich glaube nur an gemeinsames Handeln, nicht an mich allein. Ich glaube nicht daran, daß wir die Welt befreien werden.
Oder ich mit meinen Aktionen. Aber wenn wir nicht schaffen, andere Leute wachzurütteln, ist alles umsonst. Meine Leidenschaft allein ist nichts...