Arundhati Roy
1961 in Südindien in einem Dorf in Kerala geboren, wächst ohne Vater (Hindu aus Bengalen) bei ihrer Mutter - Schulleiterin an einer christlichen Privatschule und anerkannte Frauenrechtlerin - auf. Mit 17 Jahren verläßt Arundhati Roy Kerala, steht auf eigenen Füßen, lebt in Delhi ein unabhängiges Bohème-Leben, studiert Architektur (Diplomarbeit zu alternativem Städtebau). Stipendium in Florenz, Reisen nach Europa
und in die USA. 1997 schreibt sie ihren Debütroman Der Gott der kleinen Dinge. Der Roman sorgt für eine internationale literarische Sensation und erreicht Millionen-Auflagen. Sie wird berühmt, hält weltweit Lesungen. Nach einem Jahr zurück in Indien stellt sie fest dies ist nicht mehr mein Land. Indien war inzwischen Atomstaat geworden. Seither als Polit-Aktivistin von Prozessen wegen Beleidigung des Staates bedroht . Einen Teil ihrer Tantiemen und und verschiedene Preisgelder (Booker-Prize 1997, Grand Prix der Académie Universelle de la Culture Paris, 2001, Auszeichnung für den Kampf gegen Intoleranz, Rassismus und Diskriminierung) spendet sie der Bürgerinitiative gegen das Großstaudamm-Projekt im Narmada-Tal in Nordindien.
Zitate aus dem Film
... Die Kritik an der Globalisierung, die Vorstellung vom sozialen Gemeinwesen und das Verständnis davon, was Demokratie wirklich bedeutet, ist in diesem
Land ziemlich weit entwickelt. Selbst in den Dörfern gibt es einen richtigen Kampf - viel fantasievoller als im Westen. Denn im Westen haben die Menschen die Fähigkeit verloren sich vorzustellen, dass eine andere Welt möglich
ist ...
... In diesem Land gibt es große Not, weil es eine Menge Ungerechtigkeiten gibt. Und jene zerbrochenen Träume und zerbrochenen Menschen wenden sich jetzt dem Faschismus zu. So wird der Faschismus geschürt und wird zum Ventil für ihren Zorn. Aber der Faschismus ist ein völlig falscher Weg für den Zorn dieser Menschen. Man muß verstehen, warum es diesen Zorn gibt. Weshalb?
Warum kann man nicht den Zusammenhang sehen, daß 40 Millionen Menschen durch riesige Staudämme vertrieben wurden und daß sie von ihren
eigenen Institutionen, ihren gewählten Vertretern, ihren eigenen Politikern betrogen wurden? ...
... In Indien sind in den letzten 50 Jahren all die Träume, die die Menschen hatten,was es bedeuten könnte, ein freies Land zu sein - diese Träume sind weggeschmolzen wie Wechselgeld. Alles ist von den oberen Kasten und den Mächtigen abgewürgt worden, und von dieser westlichen Elite, aus der ich komme.
... So schafft man eine Gesellschaft, die derart ungerecht ist, und wenn dann Gewalt entsteht, verurteilt man sie. Aber diese Gewalt kommt doch irgendwoher,
und man muß verstehen, woher ...
... Nicht viele Leute wollen die Zeichen des Faschismus erkennen. Bürgerliche Freiheiten werden untergraben. Schon das Denken an Gerechtigkeit und Menschenrechte ist verboten. Denn für die Mittelklasse ist hier alles o.k.. Man will seine Privilegien, man will nichts abtreten. Man will alles so lassen wie es ist,
und doch will man keine Gewalt ...