Regisseur Andrew Tucker über DIE REISE DES AKKORDEONS

Andrew Tucker_
Andrew Tucker

Seit meinem sechsten Lebensjahr bin ich in Heidelberg in Süddeutschland aufgewachsen. Akkordeonmusik verband ich immer mit deutscher Volksmusik, schwerfälligen Melodien und Marschrythmen. Das Akkordeon war fuer mich immer ein Symbol, ein Synonym bürgerlichen Konservatismus.

Während meines Studiums in Hamburg lernte ich das Akkordeon langsam von einer anderen Seite kennen: Als Schifferklavier, das an den Landungsbrücken Touristen das Kleingeld aus den Taschen zieht.

Im Herbst 2008 fragte mich Rey Sagbini, ob ich mit ihm nach Süddeutschland fahren koenne um das Hohner Akkordeonorchester zu filmen. Er war fasziniert von der Idee, 35 Akkordoens zusammen spielen zu hören. Ich war eher skeptisch.

Als ich das Hohner Akkordeon Orchester dann spielen hörte, traute ich meinen Ohren nicht. Es war ein Klang konträr zu meinen Vorurteilen, eher einem vollwertigen Orchester ähnelnd. Das musikalische Programm war ebenfalls weit entfernt von der schwerfällig marschierenden Volksmusik Süddeutschlands: Klassische Musik, Popmusik und Musical Highlights wechselten sich ab.

Zeitgleich diskutierte ich mit Sagbini über den Gebrauch des Akkordeons in Kolumbien. Wir erörterten die unterschiedlichen Spielweisen und die Bedeutung dieses Instrumentes für die Menschen in Deutschland und in Kolumbien. Ich wollte mehr wissen über dieses eigenartige Instrument, wie es die Menschen berühren kann, wie es Brücken zwischen Kulturen schlagen kann.

Durch unsere Recherche zu dem Thema fanden wir nicht nur die faszinierende Geschichte der Ankunft des Akkordeons in Kolumbien, sondern auch die sehr menschliche Geschichte eines Virtuosen, dessen Fähigkeiten nicht anerkannt werden, da er aus armen Verhältnissen stammt. Seine Geschichte, sein Schicksal zu trotzen und seiner Leidenschaft zu folgen ist ein universell inspirierende Geschichte.

Das Akkordeon, das auf abenteuerlichem Wege von Deutschland nach Kolumbien kam, wird nun, hundert Jahre später, zu seinem Ursprung zurückkehren. Und die neu entstandene Musik, der Vallenato, kommt mit auf die Reise. Dieses historische Ereignis in einem Dokumentarfilm festzuhalten ist ein einzigartiges und faszinierendes Unterfangen. Durch DIE REISE DES AKKORDEONS können wir eine Brücke schlagen zwischen zwei Kulturen die unterschiedlicher nicht sein könnten.

DIE REISE DES AKKORDEONS – Ab Oktober 2014 im Kino

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Ein Film im Basis-Film Verleih

Regie, Kamera und Produktion: Rey Sagbini
Regie, Kamera, Schnitt und Produktion: Andrew Tucker
Drehbuch: Sven J. Olsson, Rey Sagbini, Andrew Tucker
Ton: Leandro Herrera, Juan David Alfaro

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