| Falsche Wort, Das | ||
BRD 1987, 16 mm, Farbe, 85 Min. | |||
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FILME | |||
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TEXTE ZUM FILM | |||
Melanie Spitta zu ihrer Arbeit an dem Film: Bei den unerlässlichen Recherchen in den Archiven der BRD war ich auf die Mithilfe und Unterstützung der Archivare angewiesen, dabei erschwerten ältere Archivare mir meine Arbeit auf besondere Weise. 'Datenschutz' war das Lieblingswort, und auf das Datenschutzgesetz hat sich einer immerzu berufen, als hätte es etwas mit seinem Leben zu tun. Zuerst war da ganz viel Verständnislosigkeit, ich suchte Deportationslisten und 'Akten' über Zigeuner - damit wusste ein Archivar in Hamburg nichts rechts anzufangen, er wusste nicht, ob er sowas in seinen Beständen hat. Nach einer Stunde wusste ich, dass er Akten hatte, wobei es sich - wie er wiederum wusste - um nichts anderes handelte, als um Zigeunergenealogien, mit denen ich nichts anfangen könnte, denn er halte diese für unwichtig. Natürlich durfte ich diese Zigeunergenealogien wegen 'Datenschutz' nicht einsehen, das wäre nur gegangen, wenn ich ihm die Totenscheine von Zigeunern vorgelegt hätte - ich hatte nur die Vollmachten der Lebenden... Die vielen Wochen anschließend im Schneideraum kommen mir jetzt noch wie ein Alptraum vor. Mit Katrin Seybold und Annette Dorn, der Cutterin, die unseren Film geschnitten hat, wühlte ich mich durch die 'Nazi-Erlasse', 'Verordnungen', 'Bestimmungen' und 'Rassengutachten'. Bei der Fülle des Materials und der Schwierigkeit des Auswählens, waren wir uns bald einig und von gnadenloser Unerbittlichkeit in dem, was wir den Zuschauern zeigen wollten. ... Der Weg aus der Wohnung in den Schneideraum dauert 9 Minuten. Ich habe für diesen Weg öfters vier Stunden und mehr gebraucht. Die Angst vor dem Material und der Arbeit ließ mich oft doppelt einkaufen, neue Umwege und Ausflüchte erfinden. ... |