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  • Dunkle Schatten der Angst

    BRD 1992, 16 + 35 mm, Farbe, 88 Min.

    BESETZUNG


    Darsteller



    Nur Sürer
    Tuncel Kurtiz
    Anette Uhlen
    Hansi Jochmann
    Aykut Kayacik
    u.v.a.

    STAB

    Buch und Regie
    Kamera
    Ton
    Schnitt
    Musik
    Ausstattung

    Maske
    Kostüm
    Produktionsleitung
    Produzent
    Redaktion

    Konstantin Schmidt
    Pio Corradi
    Horst Zinsmeister
    Bernd Euscher
    David Rueff
    Uli Isfort
    Will Kley
    Olaf Boerner
    Ruth Gassner
    Stefan Swoboda
    Pit Riethmüller
    Hans Kutnewsky
    Eine Produktion von Media res Film- und Fernsehproduktion Im Auftrag des ZDF, Kleines Fernsehspiel, co-produziert mit ARTE, Catpics AG, Zürich
    Gefördert von Kuratorium Junger deutscher Film
    Verleihförderung aus Mecklenburg-Vorpommern und Hessen

    BIOGRAFIE

    Konstantin Schmidt wurde 1961 in Istanbul geboren. Er studierte politische Wissenschaften an der Universität von Lausanne sowie Geschichtswissenschaften an der FU Berlin. Ab 1983 arbeitete er hauptsächlich als Regie-Assistent: bei Erden Kiral (DER SPIEGEL, DILAN, JAGDZEIT) und bei Xavier Koller (REISE DER HOFFNUNG).

    Filme
    ICH LIEBE DICH DEUTSCHLAND
    1990, Buch und Regie
    DUNKLE SCHATTEN DER ANGST
    1992, Buch und Regie






    INTERVIEW

    Gespräch mit Konstantin Schmidt
    Woher stammt die Idee zu dem Film?

    es gibt zwei Gründe. Zum einen eine Geschichte, die in der Zeitung stand und die sich 1976 in Berlin ereignet hat: ein palästinensischer Flüchtling, der sechs Jahre durch Berlin irrte und nicht sprach. Daraus hat sich, verbunden mit persönlichen Erfahrungen aus der Türkei, die Idee für den Film entwickelt.

    Welche Erfahrungen?
    Ich habe bis 1980, bis zum Putsch, in Istanbul gelebt, danach habe ich in Westeuropa studiert. Ein sehr guter Freund von mir war damals drei Jahre in Haft. Als wir uns danach wiedertrafen, war das für mich eine ganz schmerzliche Begegnung. Er war ganz in sich verschlossen, es gab keinen Weg an ihn heranzukommen. Dieses Schweige, die Erkenntnis, dass es keine Möglichkeit mehr gab, miteinander zu reden, war auch ein Auslöser für den Film.
    Ich bin einmal in der Türkei von der Polizei misshandelt worden. Das hatte mit Folter nichts zu tun, aber es war überraschend , weil sie geschlagen haben, nachdem es hieß, ich könne gehen. Selbst das hat bei mir nachhaltige Spuren hinterlassen. Ich glaube, man sollte sich nicht anmaßen, dass man jemandem, der gefoltert wurde und mehrere Jahre in Haft war, verstehen kann.

    Sie haben für den Film auch in Berlin recherchiert?
    Ja, unter anderem im Zentrum für Folteropfer, das es seit letztem Jahre gibt. Dort gab es beispielsweise einen Fall von einem Folterer, der später selbst von der Gegenseite gefoltert wurde und nun nicht mehr sprach und ganz in sich abgeschlossen war. Das ist natürlich ein extremer Fall von Zerstörung, aber er zeigt etwas, was allgemein für Folter gilt. Dass es eigentlich in erster Linie nicht darum geht, Informationen zu bekommen, sondern darum, Menschen, denkende Menschen, zu vernichten. In der Türkei gibt es seit 1980 600.000 registrierte Folteropfer. Das ist ein Herrschaftsmittel, Psychoterror. Wer einmal gefoltert worden ist, den braucht man beim nächsten Mal nur 48 Stunden mitzunehmen, um seine Erinnerung aufzufrischen. Dann weiß er, was passieren kann.

    Wie ist der Film in der Türkei aufgenommen worden?
    Der Film war dort bisher zweimal zu sehen. Zuerst als Eröffnungsfilm auf den Ankaraner Filmwochen, die unter anderem vom Goetheinstitut veranstaltet werden. Damals gab es verhaltene Reaktionen, was wohl am offiziellen Rahmen der Veranstaltung lag. Es waren auch Uniformierte anwesend. Nur ein Mann vom Kultusministerium hat sehr demonstrativ applaudiert.
    Die Publikumsvorführung war wesentlich lebendiger. Eine Zuschauerin meinte, der Film könne nur vor 1980 spielen. Das hat der Saal mit Gelächter quittiert.

    Die Hauptprotagonistin im Film ist stumm. Man ahnt zwar, dass sie aus der Türkei kommt, aber dies bleibt im Film vage, angedeutet. Warum?
    Um den Effekt zu vermeiden, dass das Publikum sagt: aha, das passiert weit weg, in der Türkei, das wussten wir schon. Ich habe die Herkunft nicht definiert, auch damit es dem Publikum schwerer fällt zu sagen: Wir haben damit nichts zu tun.
    Das Gespräch führte Stefan Reinecke, Berlin im April 1993