| Downhill City | ||
Deutschland/Finnland 1999, Farbe, 35mm, 96 Min. | |||
BESETZUNG | |||
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STAB | |||
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BIOGRAFIE | |||
Hannu Salonen wurde 1972 an der Westküste Finnlands geboren. Während seines Abiturs 1992 hat er zahlreiche Amateur-Kurzfilme, Dokumentarfilme sowie ein Musikvideoclip in seiner Heimat Helsinki realisiert, ehe er 1993 sein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin begann. Im Rahmen des Studiums hat er weitere Kurzfilme realisiert. Im Jahre 1996 gewann er außerdem die Europa-Meisterschaft in den Südchinesischen Kampfkünsten. ‘Downhill City’ ist sein DFFB-Abschlussfilm, der im Jahre 2000 unter anderem auch in Frankreich, Spanien und Finnland in die Kinos kommen wird. | |||
INTERVIEW | |||
Auszug aus einem Interview mit Hannu Salonen Wie sind die Figuren im Buch entstanden? Ich habe versucht, einen Blick auf die Stadt Berlin auf Grund meiner Erfahrungen zu werfen. Die Figuren sind ein Sammelsurium. Das sind ganz normale Menschen und die haben eine kleine Geschichte, bzw. kleine Dramen. Und dann muß man dem Organismus dieser Figuren zuhören. Ursprünglich sind es zwar Ideen, aber irgendwann sind das Menschen und Charaktere, die sich entfalten sollen und deren Geschichte ich erzählen möchte. Ich muß sehen, wie dieser Mensch sein würde, wie er leben würde, was ihn ausmacht. Dann kommt die Begegnung mit den Schauspielern, die das auch ihrerseits prüfen. Der größte Spaß ist zu sehen, wie sich diese Figuren verändern, zu leben anfangen, sich von mir distanzieren. Ich hänge nicht an den Ideen, das sind doch so dünne Sachen, wie Papier. Du bist ein klassischer Schauspieler-Regisseur? Ja, es ist ein Film in dem die Schauspieler das wichtigste sind. Der Film besteht nicht aus cineastischen Konstruktionen, sondern aus Bildern von Menschen, wo ich selber das Gefühl habe, das geht mich an. Ich löse mich auch gerne und schnell von Vorstellungen und bin offen für neue Sachen, wenn sie besser sind. Z. B. die Figur von Peggy, deren Geschichte im Buch anders endete. Dann haben wir das mit Franka Potente zusammen überlegt, und sie hat mich angespornt, das neu zu entwickeln. Was war das Ausschlaggebende für Deine Wahl der Darsteller? Intuition. Und das Gefühl einer Durchlässigkeit. Wie bei Teemu Aromaa zum Beispiel: ich hatte schon 10 Leute gecastet und er kommt dann rein und ich wußte in dem Moment, das ist er. Ich habe ihm dann das Drehbuch in die Hand gedrückt und habe gesagt, lies das mal, Du kriegst die Rolle. Das war nur intuitiv und es hat sich herausgestellt, das war der Mann, den ich gesucht hatte. In Downhill City geraten die Figuren in Strömungen und Strudel, alles fließt, aber sie entwickeln sich dabei auch weiter. Das war sehr wichtig für mich, daß es eine Entwicklung gibt. Zum Beispiel bei der finnischen Hauptfigur wollte ich nicht behaupten, daß er am Ende ein ganz anderer Mensch ist, aber wenn man den Film sieht, stellt man fest, daß er gewachsen ist. Für mich haben die Figuren in "Downhill City" alle ein positives Ende, es sind alles kleine happy ends, in ihrem Rahmen und Kontext. Der Film hat ein schnelles Tempo. Das Tempo des Erzählens ist schon schnell, aber es kommt immer wieder zu Momenten, wo es ruhig ist - ich glaube, daß beides ziemlich gut balanciert ist. Mir war aber beim Schreiben schon wichtig, daß ich einen kurzen Ausschnitt nehme und in diesem etwas auf den Punkt bringe, sehr schnell mit einfachen Strichen. Nicht in epischer Breite erzählen, sondern - zack - ein kurzer Strich und damit muß man dann so etwas Latentes vom Leben zum Ausdruck bringen. Wenn ich das eines Tages hinbekomme: mit einem Strich, an der richtigen Stelle, zur richtigen Zeit, das könnte für mich so etwas wie Perfektion sein. Das heißt, im Minimum das meist Mögliche zu erzählen. Warum hast Du ausschließlich mit der Handkamera gearbeitet? Man ist gezwungen, bei den Figuren zu bleiben. Die Szenen sind ja auch so geschrieben, daß sie auf die Figuren hinauslaufen und nicht auf irgendwelche sonstigen Ereignisse oder Räume. Ihr hattet doch auch ein Farbkonzept ? Das hängt damit zusammen, daß wir nicht diese brillianten Bilder haben wollten. Wir wollten ein rauhes Bild. Mittlerweile sind alle Filmmaterialen so brilliant, daß es sehr schwer ist, etwas Rauhes oder Schmutziges hinzubekommen. Deshalb haben wir uns für Umkehrmaterial entschieden: Es gibt durch das Umkehrmaterial eine Farbverschiebung, die ich sehr mag. Ein ganz wichtiger Punkt bei Deinem Film ist die Musik. Hast Du die Musik beim Schreiben schon mitgedacht? Ja, ich habe beim Schreiben schon an die Band ”22 Pistepirkko” gedacht. Ob die das mitmachen wollten oder nicht, wußte ich nicht. Aber von der Atmosphäre und dem Feeling her hat es gut gepaßt und sie haben sich erfreulicherweise auch bereit erklärt mitzumachen. Das wichtigste war, daß die Musik emotional und atmospärisch stimmig ist und mit dem übereinstimmte, was ich mit den Figuren vorhatte. Die Musik hat sehr sanfte Elemente aber auch sehr harte, sie ist populär, kann aber auch sehr atmosphärisch sein. Das Gespräch führte Doris Berninger | |||
TEXTE ZUM FILM | |||
22 Pistepirkko 22 Pistepirkko sind die beiden Brüder PK und Asko Keränen sowie ihr Freund aus Kindertagen, Espe Haverinen. Ersten Geschmack am gemeinsamen Musizieren fanden sie im Punk der 70er Jahre. Sie waren in ihrer Heimatregion Oulujokilaakso, nahe des Polarkreises, zunächst als schnellste Punkrockband bekannt - und gewannen 1982 den Wettbewerb "Finnland's Band des Jahres" -, bis sie beschloßen, Musik auf ihre ganz eigene Art zu machen. Clearspot, das Plattenlabel der Band, beschreibt ihre Musik so: "Die Musik von 22 Pistepirkko kombiniert auf einzigartige, berührende Weise die Aura eines finnischen Kartoffelfeldes mit ihrer universelllen Adaption populärer Musik, von John Lee Hooker zu Buddy Holly, von Velvet Underground zu Prince und Beck." Für die Filmmusik zu "Downhill City" ließen sich die Musiker von 22 Pistepirkko auch von der Großstadt Berlin inspirieren: Die schillernde Oberfläche, die Versprechungen und Enttäuschungen, die alle großen Städte bereithalten, wecken seit jeher die verschiedensten Sehnsüchte, die in ihrer Musik ihren Ausdruck finden sollen. |