| No Lands Song | ||
Deutschland/Frankreich 2015, 90 Min., Farbe, DCP | |||
BESETZUNG | |||
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STAB | |||
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BIOGRAFIE | |||
Ayat Najafi wurde 1976 in Teheran geboren und lebt derzeit in Berlin. Zunächst studierte er Bühnenbild. 1995 gründete er eine Studenten-Theatergruppe an der Universität Teheran und nahm an zahlreichen Theaterworkshops führender Iranischer Theatermacher teil. Er arbeitete bei zahlreichen Theaterproduktionen als Regisseur, Autor, Schauspieler und Bühnenbildner mit. Seit 2000 konzentriert sich Ayat Najafi auf die Regiearbeit. 2003 gründete er das “Arta Atelier”, das sich auf einen interdisziplinären und multimedialen Zugang zum Theater fokussiert und produzierte experimentelle und dokumentarische Kurzfilme. 2005 nahm er mit seinem Kurzfilm “Move It” (2004) am Berlinale Talent Campus teil. Als Student der Universität Konstanz (2008-2009) präsentierte er sein Theaterstück “Stories of women with mustaches and men in skirts”. “Lady Teheran”, seine zweite, deutsche Produktion mit einem internationalen Team feierte 2009 Premiere in Berlin, kurz darauf das Stück “Pakistan [Does not] exist”. 2008 drehte er seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm, “Football Under Cover”. | |||
FILME | |||
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INTERVIEW | |||
DIRECTOR’S NOTE Meine Schwester Sara macht Musik, seit sie 4 Jahre alt ist. Da ich ihr immer dabei zusah, wie sie täglich die Herausforderungen einer weiblichen Musikerin im Iran bewältigen musste, noch dazu als erste Komponistin mit Diplom, kam ich zu der Erkenntnis, welchen Schwierigkeiten Frauen ausgesetzt sind, die heutzutage als Musikerinnen in meinem Land arbeiten. In diesem Film möchte ich diese Probleme beleuchten, mit denen eine neue Generation iranischer Musikerinnen zu kämpfen hat. Saras Liebe zur Musik ist ihr das wichtigste im Alltag. Das Konzert, das sie mit und für ihre Freundinnen und Freunde organisieren möchte, ist eine gemeinschaftliche Anstrengung, um uns selbst mit einer Traumvorstellung zu konfrontieren, die eines Tages Wirklichkeit werden könnte. Die Rolle der Musik in allen sozialen und politischen Entwicklungen im Iran seit dem 20. Jahrhundert war äußerst entscheidend. Musik repräsentiert die Wünsche jeder Epoche in der iranischen Geschichte und verleiht ihnen eine Stimme. Obwohl etliche weibliche Sängerinnen den Iran seit der Revolution 1979 verlassen haben, leben und arbeiten noch viele von ihnen dort. Die ironische Tatsache, dass derzeit deutlich mehr junge Mädchen als Jungen die Musikschulen besuchen, war für mich sehr überraschend. Weshalb lernen sie etwas, was für sie im Grunde illegal ist? Der Film folgt Schritt für Schritt dem Organisationsprozess des Konzerts in Teheran, in dem er das Zensursystem des Irans in Frage stellt. Dabei zeige ich die Grenzen der Freiheit in meinem Heimatland, indem ich sie ganz direkt hinterfrage - vor laufender Kamera. Mit vorgetäuschter Naivität als Strategie versuchten wir während dieses langen Shootings, die uns auferlegten und im Iran geltenden Verbote zu umgehen. Diese vermeintliche Naivität und nach außen hin politisch korrekte Haltung erlaubte uns, alle Etappen von Saras Versuchen, die entsprechenden Genehmigungen einzuholen und ihre Besuche bei den offiziellen Behörden und religiösen Autoritäten des Iranischen Regimes zu filmen oder (heimlich) auf Tonband aufzunehmen und damit die Zensur des Regimes zu beleuchten. Während der Film Saras Kampf, das Konzert veranstalten zu dürfen, zeigt, bringt er das Innere, die Logik des Iranischen Rechts ans Tageslicht. Die musikalische Ebene des Films spinnt sich eng um das Revolutionslied "Bird of Dawn" (Morq-e Sahar) dem die Sängerinnen eine neue Stimme geben werden. Dieser Film ehrt damit zudem Qamar, die legendäre Sängerin, die in den 20er Jahren die Tabus der iranischen Gesellschaft durchbrach und die weibliche Stimme damit befreite. Einen ganz ähnlichen Kampf haben Sara und ihre Freunde nun erneut zu führen. Die Protagonistin Sara ist der Mittelpunkt des Films. Die französischen Charaktere bilden einen Gegenpol: Zwischen Kulturschock und einer Solidarität unter Künstlern erleben wir die Reise nach Teheran aus der Sicht von Elise Caron, Jeanne Cherhal und Emel Mathlouthi, begleitet von drei Musikern. Als sie schließlich Sara treffen und sie aktiv in ihrem Kampf, gemeinsam mit Parvin Namazi, Sayeh Sodeyfi und anderen iranischen Musikern unterstützen, werden sie sich der Lebensrealität weiblicher Sängerinnen im Iran immer bewusster. Hier funktioniert die Musik als eine Art Kern weiblicher Stärke um Unterdrückung zu bekämpfen. Das Singen als stärkster Ausdruck des Körpers wird zum größten Feind der Islamischen Republik Iran. Am Ende unseres Abenteuers, dem Abend des 19. September 2013, öffnete sich in der City Opera in Teheran ein kleiner Türspalt für die Stimme der Frauen. Aber was wird morgen sein? | |||