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  • Rosas Höllenfahrt

    Deutschland 2009 / Farbe / Digital / 1:1,78 / stereo / 90 Min

    BESETZUNG

    Eva-Maria Kurz
    Hamze Bytyci
    Judith Evers
    Anne Gaedcke
    Maurice Ittershagen
    Thora Kleinert,
    Gianni Meurer
    Michael Steger
    Babett Arnold
    Melek Diehl
    Lars Feistkorn
    Alexander Haugg
    Anja Karmanski
    Marcus Lachmann
    Thilo Prothmann
    Bernhard Thomany

    STAB

    Buch und Regie Rosa von Praunheim
    Kamera Elfi Mikesch
    Thomas Ladenburger
    Lorenz Haarmann
    Wilfried Kaute
    Natasha Dudinski
    Kerstin Pommerenke
    Ton Thomas Ladenburger
    Lilly Grote
    Licht Katherina Diessner
    Ausstattung Marcus Lachmann
    Maske Lester Balz
    Recherchen Sebastian Mohr
    Eva-Maria Kurz
    Regieassistenz Markus Tiarks
    Schnitt Mike Shephard
    Musik Andreas Wolter
    Mischung Matthias Behrens
    Spezialeffekte Bastian Scheitling
    Produktionsleitung Martin Kruppe

    Mit Dank an Oliver Sechting
    Johannes von Müller
    Redaktion Kathrin Brinkmann (ZDF/ARTE)
    Produktion Rosa von Praunheim Filmproduktion
    In Coproduktion mit ZDF
    In Zusammenarbeit mit ARTE
    Coproduziert von BOS, Redaktion: Babeth M. VanLoo
    Und in Zusammenarbeit mit ORF, Redaktion: Franz Grabner
    YLE, Redaktion: Ritva Leino
    Mit Unterstützung von CoBO Fund, Niederlande




    FILME

    1967

    1968

    1969

    1970


    1971


    1972
    1973
    1974


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    1977




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    1985
    1987
    1988
    1989
    1990




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    1993
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    1996
    1998

    1999


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    2002



    2003

    2004
    2005




    2007


    2008

    2009

    Von Rosa von Praunheim
    Rosa Arbeiter auf Goldener Straße I
    Rosa Arbeiter auf Goldener Straße II
    Grotesk-Burlesk-Pittoresk
    Schwestern der Revolution
    Beckett in Berlin
    Macbeth
    Die Bettwurst
    Nicht der Homosexuelle ist pervers...
    Was die Rechte nicht sieht kommt erst recht zum Ohr heraus!
    Leidenschaften
    Homosexuelle in New York
    New York Discussion
    Berliner Bettwurst
    Axel von Auersberg
    Monolog eines Stars
    Rosa von Praunheim zeigt
    Ich bin ein Antistar
    Marianne Rosenberg
    Underground and Emigrants
    Frühling in Frankfurt
    Der 24. Stock Teil I
    Der 24. Stock Teil II
    George und Mike Kuchar
    Sigrid Gräfin von Richthofen
    Tally Brown, New York
    Armee der Liebenden
    Todesmagazin, oder wie werde ich ein Blumentopf?
    Rote Liebe
    Unsere Leichen leben noch
    Stadt der verlorenen Seelen
    Horror Vacui
    Ein Virus kennt keine Moral
    Dolly, Lotte und Maria
    Anita - Tänze des Lasters
    Überleben in New York
    Schweigen = Tod
    Positiv
    Feuer unterm Arsch
    Affengeil
    Die Weisheit
    Ein Mann namens Pis
    Stolz und schwul
    Ich bin meine eigene Frau
    Meine Oma hatte einen Nazipuff
    Neurosia
    Transexual Menace
    Schwuler Mut: 100 Jahre Schwulenbewegung
    Queer Mecca
    Der Einstein des Sex
    Can I be your Bratwurst, please?
    Wunderbares Wrodow
    Für mich gab‘s nur noch Fassbinder
    Trompetenstöße für die Ewigkeit
    Tunten lügen nicht
    Charlotte in Schweden
    Kühe vom Nebel geschwängert
    Pfui Rosa!
    Ratten 07
    Trudchen
    Wer ist Helene Schwarz?
    Männer, Helden und schwule Nazis
    Umsonst gelebt - Walter Schwarze
    Liebe und Leid - Albrecht Becker
    Schwein gehabt - Joe Luga
    Dein Herz in meinem Hirn
    Mit Olga auf der Wolga
    Sechs tote Studenten
    Meine Mütter - Spurensuche in Riga
    Tote Schwule, lebende Lesben
    Rosa Riese
    Rosas Höllenfahrt


    INTERVIEW

    Regiekommentar
    Ich bin sehr katholisch aufgewachsen. In Wesel, im Rheinland war ich sogar
    Messdiener. Ich fühlte mich verpflichtet jedes mal, wenn ich masturbierte, eine
    Strichliste zu machen und es zu beichten. In den fünfziger Jahren drohten die
    Priester von der Kanzel massiv mit Höllenstrafen und das prägte sich bei mir
    unvergesslich ein. Mit 19 Jahren, als ich anfing schwul zu leben, war es unmöglich
    in der Kirche zu bleiben. Ich war ja nun ein Verdammter und Schwule
    landeten unweigerlich in der Hölle.
    Als ich Künstler wurde, war ich fasziniert von den intensiven Höllendarstellungen
    des Mittelalters, in Malerei und Literatur. Und später in der Popkultur
    empfand ich die Hölle als einen lustvollen Ort, an dem man lieber sein wollte
    als im langweiligen Himmel.
    Nun im Alter beginne ich mich wieder für spirituelle Dinge zu interessieren,
    mit Fragen wie: Gibt es eine Seele? Ist nach dem Tode alles aus oder gibt es
    doch Energien die weiterleben? Die Konzepte verschiedener Religionen interessierten
    mich mehr und mehr. Ein Film über die Hölle bot mir die Gelegenheit,
    viel zu recherchieren, interessante Experten kennen zu lernen, viele Fragen zu
    stellen und viele Antworten zu bekommen.
    Am Anfang befragte ich gläubige Katholiken wie Pfarrer Pulsfort oder den
    Journalisten Ingo Langner in Berlin. Mich interessierten die Dogmen der
    katholischen Kirche, inwieweit sie heute noch gültig sind, wie die Geschichten
    von Adam und Eva, vom Sündenfall, von der Erbsünde, von der Auferstehung
    Jesu, und dem Jüngsten Gericht, das die Sünder immer noch in die Flammen der
    Hölle schickt. So steht es im aktuell gültigen Katechismus.
    Auf dem Katholikentag in Osnabrück befragte ich Nonnen, Priester, Bischöfe
    und einfache Gläubige. Die meisten bestätigten die Existenz der Hölle. Nur
    ein Elvisimitator meinte, dass die Hölle in Helliwood liegt, wo Elvis schlechte
    Filme machen musste.
    Ich flog nach Israel mit meinem Mitarbeiter Markus Tiarks und wir fanden
    heraus, dass auch bei den Juden eine Hölle existiert, sie aber im Höchstfall nur
    zwölf Monate dauert. Bei den Buddhisten gibt es zweiunddreißig Höllen, aber
    auch sie sind nur ein Stadium im Kreislauf der Wiedergeburten.
    Auch im Islam gibt es eine Hölle, für die einen ewig, für die anderen ein Durchgangsstadium.
    Ich hatte eine Theatergruppe zusammengestellt und wir beschäftigten uns mit
    alten Texten, spielten in meinem Wohnzimmer Höllenvisionen nach. Eine der
    Darstellerinnen war die Deutschtürkin Melek Diehl, eine wunderschöne, kluge
    Frau. Sie las für uns aus einem Buch über die grausamen Höllenstrafen im
    Islam. Sie trug uns einen Vers aus der Aeneis von Vergil vor. Als sie nach Drehschluss
    das Haus verließ, wollte sie die Straße überqueren und wurde von einem
    rasenden Auto erfasst und war sofort tot.
    Das war für uns alle ein großer Schock. Ein Schicksalswink? Taten wir Unrecht
    uns mit der Hölle zu beschäftigen? Gibt es jemand, der uns vom Himmel oder
    von der Hölle aus beobachtet? Für viele von uns sind diese Gedanken stark von
    unserer religiösen Erziehung geprägt.
    Ich hatte Glück, mit Viola Altrichter eine wunderbare Expertin zu finden, die
    sich mit der Entwicklung der Seele beschäftigt. Sie meint, dass in frühen animistischen
    Kulturen die Menschen über die Fähigkeiten des Traumes die ersten
    Ideen für ein Leben nach dem Tode entwickelten. Im Zeitalter der Mythen, der
    ersten überlieferten Sagen wie dem Gilgamesch Epos, dem ägyptischen Totenbuch
    und der Odyssee des Griechen Homer, finden wir auch die ersten Höllenbeschreibungen.
    Prof. Hartmut Böhme von der Freien Universität in Berlin hat
    sich mit dem Mittelalter beschäftigt. Er erklärte mir, dass erst die Christen die
    Hölle ewig machten und wie grausam die Höllenstrafen im Mittelalter genüsslich
    ausgemalt wurden. Grosse Kunstwerke entstanden.
    Mit meinem Team fuhr ich nach Holland in die Geburtsstadt von Hieronymus
    Bosch, nach Hertogenbosch. Ich beschäftigte mich mit Dantes großem Gedicht,
    der Göttlichen Komödie.
    Aber auch heute, in unserer aufgeklärten Welt, gibt es viele, und es werden
    immer mehr, die an die Hölle glauben. Wir fanden in den Vereinigten Staaten
    die Sekte der Pfingstler, Pentecostal Church, die lustvoll in der Kirche umherhüpfen,
    in Zungen reden und an die Hölle glauben.
    Auch in Deutschland fanden wir bibeltreue Christen, die das Wort Gottes
    wörtlich auslegen und viele Bibelstellen zeigten, bei denen Jesus von der Hölle
    redet.
    Im Gegensatz dazu meint Prof. Uta Ranke Heinemann, dass Jesus kein Höllenprediger
    war, dass alle Zitate später in die Bibel hineingeschrieben wurden und
    dass es keine Hölle gibt, kein richtendes Jenseits, nur einen liebenden Gott.
    Wir erfahren, dass die Hölle hier auf Erden ist, dass Menschen und nicht Gott
    für den Holocaust verantwortlich sind und dass die Hölle ein Produkt der Menschen
    ist.
    Das Bedürfnis der Menschen nach Religionen begründet sich wohl darin, dass
    wir uns nicht mit der Endlichkeit des Todes abfinden können und Himmel und
    Hölle brauchen, um uns unsterblich zu machen.
    Rosa von Praunheim