•  
  •  
  •  

  •  


  • Antoni Gaudí, der Architekt, Mythos und Wirklichkeit

    69 Minuten, 4:3, Deutsche Fassung

    BESETZUNG

    Regie, Buch, Ton
    Regie, Kamera, Schnitt
    Schnittberatung
    Übersetzungen

    Musik



    Frederike Müller
    Lars Wendt
    Ursula Pürrer
    Juan Aballe Aramburu,
    Suzanne Bachmann-Mosley
    Barcelona Guitar Quartet, Lluis Llach
    Mit den Stimmen von Ulrike Kriener, Till Hagen, Elia Zimmermann

    STAB

    Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow

    Daniel Giralt-Miracle
    Liliana Antoniucci

    Laura Mercader

    Luis Gueilburt

    Gaudí-Group Delft
    und Hochschule Zittau-Görlitz
    Generalkommissar des Internationalen Gaudí-Jahres
    Zentrum für zeitgenössische Kunst Barcelona,
    Mitarbeit an der Ausstellung „Univers Gaudí“
    Universität Barcelona und Buchautorin
    zur Primärquellenlage
    Direktor des Studienzentrums Gaudinistas
    Barcelona und Bildhauer

    BIOGRAFIE

    Bio-Filmografie

    Frederike Müller ist freie Autorin und Museumspädagogin in Berlin. Lars Wendt arbeitet als Kameramann für verschiedene Sender. Der Film über Antoni Gaudí ist - nach mehreren kurzen Produktionen - ihr erster gemeinsamer, langer Dokumentarfilm.
    Gespräch mit den beiden Filmemachern

    Frage: Euer Film trägt den Untertitel „Mythos und Wirklichkeit“. Warum ist euch diese Frage wichtig?

    Frederike Müller: Als wir das erste Mal Gaudís Werke in Barcelona besichtigten, haben wir nach einigen Tagen das Gefühl gehabt, das da irgendetwas nicht stimmt. Über Gaudí gab es unendlich viele mythische Geschichten, aber wirklich Greifbares über seine Bauten mussten wir suchen. Als 2002 das Internationale Gaudí-Jahr stattfand, haben wir erste Antworten gefunden. Wir beschlossen, einen Film zu machen, der sich dieser Spannung zwischen Mythen und Wirklichkeit stellt und wissenschaftlich wirklich Tiefe hat. Es war gar nicht so leicht, dem Architekten Gaudí auf die Spur zu kommen.

    Lars Wendt: Mit unserem Film, der in seinen knapp 70 Minuten sehr inhaltsreich bepackt ist, wollten wir auch oberflächlicheren Filmen oder Büchern über Gaudí etwas entgegensetzen. Wir wollten den Menschen einen Weg eröffnen, die Architektur Gaudís zu verstehen - dass seine Bauten also keine Phantasiegebilde sind, sondern mathematisch-geometrisch erzeugt. Das ist für uns die Wirklichkeit hinter den bunten Fassaden.

    Frage: Sind eurer Meinung nach die bunten Fassaden oder die Symbolik an seinen Gebäuden unwichtig?

    F. Müller: Nein, sie sind natürlich auch wichtig. Im Film nehmen wir dazu Bezug auf Gaudís schriftlichen Nachlass. Aber die Symbolik seiner Gebäude ist Deutungssache und man bewegt sich schnell auf spekulativem Grund. Wir haben mit unserem Film beabsichtigt, einmal das wirklich Nachweisbare zusammen zu tragen. Und mir persönlich geht es so, dass meine Faszination für Gaudí wuchs, je mehr ich seine Geometrie begann zu verstehen. Konstruktion, Statik, Geometrie - das waren Dinge, in denen sich Gaudí exzellent auskannte. Denn er erlernte seinen Beruf, als die Technischen Hochschulen aufkommen, auch in Spanien.
    Zugleich war Gaudí aber natürlich Kind seiner Zeit und verpasste seinen Gebäuden zum Beispiel ein eigenwilliges historistisches Äußeres wie etwa an der Casa Vicens.

    L. Wendt: Man kann an Gaudís Gebäuden sicher alle möglichen Symbole finden. Die Wissenschaftler streiten sich aber über deren Interpretationen bis heute, nichts scheint wirklich eindeutig. So taucht zum Beispiel immer wieder die Behauptung auf, dass Gaudí Freimaurer war – dann deutet etwa ein Wissenschaftler die Dekorationen im Park Güell genau in diesem Sinne. Das hört sich schlüssig an, aber der nächste Wissenschaftler berichtet, dass Gaudí gar nicht im Verzeichnis der Freimaurerlogen jener Zeit zu finden ist. Wir wollten solche Spekulationen vermeiden, die zu nichts führen, lassen damit aber auch bewusst Fragen offen.

    F. Müller: An einigen Stellen geben wir natürlich Einblick in Gaudís Gedankenwelt – etwa aus seiner Studentenzeit. Sein schriftlicher Nachlass ist allerdings aus verschiedenen Gründen relativ gering. Unser Hauptaugenmerk liegt aber auf Gaudís ungewöhnlichen Konstruktionen, die man auch Laien in ihren Grundzügen erklärbar machen kann, anstatt weiter am „Rätsel Gaudí“ zu stricken. Insofern geben wir mit unserem Film auch einer Gruppe Wissenschaftler eine Stimme, die sonst in der Öffentlichkeit nicht gehört werden, da Baustatik angeblich zu schwer für „die Leute“ sei. Die Reaktionen des „Nichtfach-Publikums“, das den Film anlässlich der Gaudí-Ausstellung in Bremen gesehen hat, bescheinigen uns aber exakt das Gegenteil: Der Film funktioniert!
    L. Wendt: Große Unterstützung gab es für unser Projekt von Seite derjenigen, die sich schon lange mit Gaudí beschäftigen. Die Idee, einmal etwas genauer hinzuschauen und dabei einige wenn auch griffige, aber dennoch falsche Mythen zu entlarven, gefiel ihnen. Die Gaudí-Spezialisten haben uns viel Zeit geschenkt, um die Hintergründe zu erklären.







    INTERVIEW

    Frage: „Der Architekt Antoni Gaudí“ ist euer erster gemeinsamer langer Film. Wie habt ihr ihn finanziert?

    F. Müller: Der Verkauf meines Autos hat erst einmal als Anschubfinanzierung gedient. Und dann haben wir das weitere Geld zusammen verdient.

    Frage: Habt ihr keine Förderung oder Senderunterstützung bekommen?

    L. Wendt: Nein. Wir mussten den Film komplett frei finanzieren, da wir uns nicht in ein Format quetschen lassen wollten. So konnten wir den Film andererseits aber auch auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau durchführen, so wie wir es wollten! Die Publikumsreaktionen beweisen uns heute, dass viele Leute - entgegen der gängigen Medienmeinung - für Filme mit hohem Anspruch absolut offen sind. Auch für Filme, die ihnen endlich einmal etwas erklären.

    Frage: Was ist für euch persönlich wichtig an dem Film?

    F. Müller: Neben der Stimme für die Wissenschaft und die Menschen – im aufklärerischen Sinne (lacht) - ist mir persönlich wichtig, dass es ein wahrhaft europäischer Film geworden ist. Das Thema ist europäische Geschichte und außerdem spricht in den Interviews des Films niemand seine Muttersprache – der holländische Professor spricht deutsch, die aus einer italienischen Familie stammende Kunsthistorikerin spanisch, die Katalanen spanisch, französisch oder englisch. Und trotzdem haben wir uns alle miteinander verständigen können. Spanisch, deutsch, französisch, katalan und englisch gingen da bunt durcheinander.


    Frage: Ist Gaudí heute noch wichtig?

    F. Müller: Gaudí ist auch heute noch und immer wieder Gegenstand der Diskussion über Architektur und Gegenstand der Polarisierung – das macht ihn so spannend. Wir wollten mit unserem Film dazu beitragen, einen neuen, erfrischenden Blick auf Gaudí zu werfen, der prinzipielle Grundzüge seiner Architektur leicht verständlich erklärt und gleichzeitig neugierig macht auf einen der berühmtesten Architekten der Geschichte.

    Frage: Ulrike Kriener ist eure Erzählerin im Film. Wie seid ihr auf sie gekommen?

    L. Wendt: Ulrike Kriener – auch als Kommissarin im Fernsehen immer bemüht um die Lösung von Rätseln - eignete sich aus unserer Sicht sehr gut als Stimme für die Spurensuche nach dem Geheimnis hinter Gaudí.

    Das Interview führt Lea Nagin.