| COFFEE BEANS FOR A LIFE Mein Überleben in Kolbuszowa | ||
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Norman Salsitz wurde 1920 als Naftali Saleschütz geboren. Nach dem Krieg emigrierte er in die USA, nach fast sechzig Jahren fährt er erstmals zurück in das südpolnische Kolbuszowa - eine Stadt, die er in seinem Herzen bis heute als Heimat empfindet. Er besucht sein früheres Elternhaus, das nun von einem polnischen Ladenbesitzer geführt wird; er zeigt der Tochter und den drei Enkeln den Platz, wo sein Vater von den Deutschen erschossen wurde und er besucht eine alte Liebe - eine Polin, die ihm als Postangestellte vom Getto aus Kontakte zu seinen bereits deportierten Familienangehörigen ermöglichte. Nach der Flucht aus dem Getto hat Naftali Saleschütz zwei Jahre lang in Wäldern gelebt - trotz Kälte und Hunger und trotz zwei Treibjagden, die polnische Bauern aus den Nachbardörfern auf ihn und jene hundertfünfundzwanzig weiteren Juden veranstalteten, die sich in Höhlen und in Schonungen der Umge-bung versteckt hielten. Dass Naftali überlebte, verdankt er nicht nur dem Glück, sondern in erster Linie seinem ausgeprägten Lebenswillen, seiner Phantasie und seiner Chuzpe. Als er schon ein Grab ausheben muss, in dem er nach der Erschießung verscharrt werden soll, kann er sich in allerletzter Minute durch die Beschaffung von Kaffeebohnen für den Getto-Kommandeur freikaufen - an seiner Stelle wird ein anderer Mann erschossen. Jüdische Opfer, das zeigt der Film, konnten schuldig werden, wenn sie ihr Leben zu retten versuchten. So hat Naftali zur Selbstverteidigung den Bruder eines Schulkollegen erschossen, der ihn im Auftrag des polnischen Untergrunds umbringen sollte: Für die polnischen Partisanen waren die Juden keine Verbündeten im Kampf gegen die deutsche Besatzungsmacht, sondern potentielle Verräter, die der Kollaboration mit der anrückenden Roten Armee verdächtigt wurden. Bei Naftali, der sich als polnischer Patriot verstand und kein polnischer Jude, sondern ein jüdischer Pole sein wollte, verursachte diese Ausgrenzung von Seiten der Polen einen lebenslangen Schmerz. Es gab aber auch Polen, die ihm halfen zu überleben, die ihn versteckten, ernährten, ihn ärztlich versorgen ließen, als er angeschossen wurde. Daher findet Naftalis Aufenthalt in Kolbuszowa ein versöhnliches Ende: In der gemeinsamen Erinnerung und im gemeinsamen Singen mit der Schwester einer Frau, die ihn rettete, erfährt er noch einmal eine polnisch-jüdische Symbiose, die er in seinem späteren Leben als Norman Salsitz nie mehr erlebt hat. Normans Charakter, sein ausgezeichnetes Gedächtnis und seine Offenheit schaffen ein ungewöhnlich fesselnd-ambivalentes Bild von Grausamkeit und Sympathie, von Angst und Hoffnung, von Enttäuschung und Liebe. | |||