Pressestimmen:

Überhaupt nichts Weltbewegendes geschieht in diesem Film, für mich eine der erfreulichsten und schönsten der neueren deutschen Produktion. Eine wohlhabende Familie verbringt den Sommer 1905 am Meer. Die Unterhaltungen drehen sich um so wesentliche Fragen wie: darf eine Dame Fahrrad fahren, oder: wieviele Kirschen kann ein Mädchen in den Mund nehmen? Doch dabei entwickelt sich zu Klaviermusik von Robert Schumann eine unterhaltsame und dichte Erzählung, in der man immer die Zuneigung zu den Personen spürt und die durch großen Charme bezaubert... Thematische und stilistische Entsprechungen zu MARTHA JELLNECK sind unübersehbar. Ging es dort darum, wie eine alte Frau (Heidemarie Hatheyer) ihre Einsamkeit überwindet und - bei den Nachforschungen über ihren verschollenen Bruder - für ihr Leben noch einen Sinn findet, so ist es im SOMMERALBUM ein junges Mädchen, das lernt, eine kindliche Selbständigkeit zu gewinnen und seinen Platz in der Welt zu behaupten. “Das Haus lag mitten im Kiefernwald, eine Viertelstunde Weg vom Strand. Es hatte braune Holzwände, blaue Fensterläden und ein Dach aus Stroh und blickte auf das Binnenmeer, das sogenannte Haff.” So beschreibt Thomas Manns Tochter Monika das Haus, in dem der Film spielt. Es ist das 1930 erworbene Ferienhaus der Familie Mann in Nidden auf der Kurischen Nehrung, das als Drehort diente und dessen Lage und Geschichte wohl auch Inspiration für den Film waren. Manchmal greifen die Dialoge genüßlich eine gestelzte Sprache auf, wie sie Thomas Mann kultiviert hat.
Karlheinz Oplustil, epd Film

Für mich einer der schönsten Filme seit langem: “Das Sommeralbum” von Kai Wessel (Bundesfilmpreisträger für “Martha Jellneck”), die theaterhaft unrealistische Inszenierung einer Ferienidylle an der Ostsee mit Eva und Hanna Mattes, ein Film in der Bühnenssprache und dem Ambiente Tschechows, sehr sorgfältig und unaufwendig , aber umso ergreifender.
Wolfgang Brenner, TIP Berlin

Regisseur Kai Wessel gelang mit seinem zweiten Spielfilm “Das Sommeralbum” (der erste hieß “Martha Jellneck”), ein zauberhaftes, filmisches Stilleben der vermeintlich guten alten Zeit. Vom Zuschauer wird erwartet, daß er sich einläßt auf die Momentaufnahmen eines Sommers, auf das verklärte Bild der Erinnerung und auf die Leichtigkeit eines Augenblicks. Eva Mattes in der Rolle der Mutter wird von ihrer Tochter Hanna (Josefine) glatt in den Schatten gestellt. Sie macht die Verwandlung vom Kind zum jungen Mädchen auf reizende Weise glaubhaft.
Jane Faber, Berliner Morgenpost

Kai Wessel ist keiner dieser deutschen Regisseure, die vom Immergleichen erzählen. Behutsam und gescheit rekonstruiert er hier ein Milieu, es geht ihm um die Gesten der Großbürgerlichkeit, nicht um ihre Denunziation, um die Idee von Kindheit, nicht die Wirklichkeit der Enttäuschungen, um den Moment scheinbarer Dauerhaftigkeit des Glücks, nicht um die Zerstörung der Illusion. Und doch sind mitten in dieser Welt die Vorboten ihres Endes, wir erkennen sie in der Flugmaschine und dem Fotoapparat, und der Abschied des Vaters erinnert uns an das andere Weggehen der Väter in den Krieg - tatsächlich hat Wessel ihn wie einen letzten, ahnungsvollen Abschied inszeniert. Der Film “Das Sommeralbum” zeigt keine Fratze hinter dem Bürgerantlitz, er buhlt nicht um Aktualität. Er zeigt eine andere Zeit, ein anderes Leben, eine Naivität, die wir nie mehr haben werden - außer in diesen kurzen Momenten im Kino.
Stuttgarter Zeitung