| Domino | ||
INHALT | |||
Vorher war es für sie das Selbstverständlichste von der Welt gewesen, denn schließlich war es ihr Beruf: von einer Rolle in die andere wechseln, fremde Sätze zu sprechen, fremde Gedanken zu denken, fremde Gefühle zu fühlen vor fremden Leuten. Sich mit Verstellung ihren Lebensunterhalt zu verdienen für sich und ihre Tochter. Eine Schauspielerin zu sein. Aber in diesen zwölf Tagen, den letzten des Jahres, ändert sich plötzlich alles, bis am Schluß kein Stein mehr auf dem anderen bleibt und nichts mehr wie vorher war. Kaum daß der Zug mit ihrer Tochter aus dem Bahnhof ist, beginnt ein Mann zu reden von Nervenheilanstalten und von Arbeitskolonien, plötzlich ist ihre Tür verschlosen, und sie muß durchs Fenster auf die Straße, plötzlich, und alles noch am ersten Tag, ein Brief mit einem Angebot, die gewohnte Arbeit aufzugeben für einen unsicheren Versuch. Und es hört nicht auf, als wäre alles aus den Fugen. Als wären die Bretter, die die Welt bedeuten, Bretter vor ihrem Kopf, sieht sie jetzt Dinge, die sie vorher nicht gesehen hat. Oder treten sie wirklich jetzt erst auf? Und sie hört, was sie vorher nicht gehört hat: Krieg, Arbeitslosigkeit überall und immer wieder. Hat sie geschlafen vorher oder träumt sie jetzt? Eines steht fest: ein anderes Spiel hat begonnen, dessen Regeln sie nicht kennt. | |||