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  • Antarctica Project

    BRD 1988, 16 mm, Lichtton, Farbe, 97 Min.











    INTERVIEW

    Interview mit Axel Engstfeld

    Was hat dich da unten persönlich am meisten beeindruckt?

    Die total andere Wahrnehmung von Landschaft. Es ist eine völlig klare Atmosphäre dort und wenn man zum Beispiel einen Gletscher sieht, denkt, da könnte man eigentlich mal mit dem Schlauchboot rüberfahren, und dann auf den Radar guckt, ist man einigermaßen verblüfft. Der Gletscher ist noch an die 100 Kilometer weit weg! Und die Stille ist beeindruckend. Du hörst nur das ganz leise Plätschern des Wassers unter dir, das an die Scholle platscht, ansonsten meilenweit nichts. Ab und zu springt ein Pinguin aus dem Wasser und guckt, wer da auf der Scholle steht und geht wieder rein. Also es ist eine andere Welt. Einen Tag habe ich zwischen tausenden von Piguinen gedreht, die keine schlechten Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben, und sich dir total unbefangen nähern. Diese unterschiedliche Wahrnehmung von Natur, das finde ich faszinierend!
    Für mich hat die Antarktis über diesen Konflikt Bodenschätze gegen stabiles Ökosystem starken symbolischen Charakter. Sie ist wirklich das letze Stück, auf diesen Planeten, das nicht besiedelt ist, das letzte Stück, das nicht zu irgendeiner Nation gehört und das nicht aufgeteilt ist.
    Für mich heißt die Frage: ist der Mensch in der Lage, das zu akzeptieren und vielleicht mal ein Stück Land auf diesen Planeten so zu lassen oder muss man sich auch das unter den Nagel reißen?
    Im Prinzip wiederholt sich genau das, was in anderen Ländern passiert ist: entdecken, erobern, ausplündern. Südamerika, Nordamerika, wo immer das auch lief. Es ist ein eisiger Spiegel von unserem Verständnis der Welt. Von Machtpolitik nämlich. Und das ist das eigentliche Thema und der Grund, über die Antarktis einen Film zu machen. Dann haben wir uns auf das konzentriert, was mir wichtig erschien, nämlich die Seite der potentiellen Gegenspieler darzustellen. Das heißt, wir sind nach Amerika gegangen und haben bei den Ölfirmen gedreht, haben Archivmaterial recherchiert. So ist es ein Film geworden, der auf der einen Ebene die Expedition beschreibt und auf der anderen die Geschichte der Entdeckung und die der möglichen Ausbeutung in der Zukunft erzählt.



    Bodenschätze gewinnen oder Weltpark erhalten

    Der ostantarktische Schild enthält vermutlich das größte Kohlerevier der Welt.
    Denn soviel ist klar: Die Antarktis war vor und nach dem Erdzeitalter Mesozoikum Millionen Jahre lang bewachsen mit Farnpalmen und Buchenwäldern, bewohnt von Süsswassertieren, Mollusken, Käfern, Insekten und nach jüngsten fossilen Knochenfunden sogar von Reptilien. Kohle und Öl aus den organischen Ablagerungen muss es also geben.
    Sowjetische Wissenschaftler entdeckten an der zum Indischen Ozean gelegenen Küste Antartikas im Prince-Charles-Gebirge gewaltige Eisenerzvorkommen mit einer dicke von über 100 Metern und einer Ausdehnung von 120 Kilometern. Dieser "Erzberg" könnte die gegenwärtige Weltnachfrage für die kommenden 200 Jahre decken. 1973 schätzte ein Bericht der United States Geological Survey die Ölreserven des Ross-, Wedell- und Bellingshausen-Meeres zusammengenommen auf über 15 Billionen Tonnen, die Gasvorkommen auf drei Trillionen Kubikmeter. Kaum ein Ökosystem ist so störanfällig, zart und heikel, wie das der antarktischen Welt, deren Vereisung vor 38 Millionen Jahren begann, und in der sich das Leben im Lauf von Jahrmillionen extremer Temperaturen optimal ausbalanciert hat. Stürme, Eis und bitterste Kälte ertragen die Vögel, Fische, Meeressäuger, Moose, Flechten und Gräser, gegen eine Ölpest sind sie aber ebensowenig gewappnet, wie die ihnen verwandten Arten unserer Breiten. Neben der Ölgefahr drohen Bergbau und Industrie damit, Staub auf dem Eis abzulagern. Klimaforscher sagen dafür weltweite Katastrophen voraus: eine staubbedeckte Eisoberfläche strahlt weitaus weniger Sonnenlicht ins Weltall zurück als die schneeweiß glitzernde. Unter der Staubschicht erwärmt sich das Eis, die sonst zähe Fließbewegung der Eismassen wird beschleunigt. In den letzten Jahren wanderten die Gletscher bereits deutlich schneller. Die Kohlendioxidanreicherung wird wahrscheinlich eine Erwärmung der Erdatmosphäre zur Folge haben, wodurch sich der Meeresspiegel weltweit erhöhen würde.
    GREENPEACE kämpft daher weltweit für den >WELTPARK ANTARKTIS<, der eine gemeinsame, friedliche, ökologische Nutzung der Antarktis bedeuten würde.