| Mein Herz sieht die Welt schwarz - Eine Liebe in Kabul | ||
Deutschland, 2009 / Farbe / Digibeta, Beta SP oder DVD / 16:9 / 87 Min / Dari und pashtu mit deutschen UTs / FSK: ohne Altersbeschränkung | |||
BESETZUNG | |||
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STAB | |||
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BIOGRAFIE | |||
Helga Reidemeister Geb. 1940 in Halle/Saale 1959 Abitur in Köln. 1961-1965 Studium der freien Malerei an der HfbK Berlin.1968-1973 Sozialarbeit im „Märkischen Viertel“ Berlin. 1973-1978 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) Berlin. Seit 1988 Lehraufträge im In- und Ausland. | |||
FILME | |||
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FESTIVALS / AUSZEICHNUNGEN | |||
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INTERVIEW | |||
Gespräch und Gedanken zum Film anlässlich der Uraufführung auf der Berlinale 2009 mit Helga Reidemeister, Lars Barthel und Nic Nagel Helga, Du arbeitest seit 2002 intensiv zum Thema Afghanistan. Für Deinen Film „TEXAS-KABUL“ warst Du 2002 zum ersten Mal in Kabul. Nun bist Du, zusammen mit Deinem Kameramann Lars Barthel und Deiner Tonfrau Nic Nagel, für diesen Film zwischen 2004 und 2007 mehrfach nach Afghanistan gereist, warum dieses intensive Interesse? Helga Reidemeister: Ich kann das kaum rational fassen. Afghanistan und die Menschen dort haben mich spontan sehr berührt. Und das ging meinem Kameramann Lars Barthel genauso. Wir waren selbst erstaunt, welche Nähe zu den Menschen und zur Situation im Land sich wie selbstverständlich entwickelt hat – und diese Nähe ist geblieben, ist nicht verlorengegangen trotz der Entfernung und all den Alltagsaufgaben, die uns hier gefangen nehmen. Das Beeindruckendste an den Menschen ist der „aufrechte Gang“, egal ob da ein Bein ist oder keines. Die Menschen stehen so entschieden in ihrer Haltung und ihrem Blick. Sie signalisieren Offenheit, Interesse und haben einen wunderbaren Humor. Zum anderen ist es natürlich immens beeindruckend, so ein Land zu erleben, das seit 30 Jahren von Krieg betroffen ist und wo die Menschen eine enorme Überlebenskraft ausstrahlen, nicht kapituliert haben und auch nicht kapitulieren werden. Dieser Stolz, diese vorher nie erlebte Unbeugsamkeit. Das lässt mich nicht mehr los. Lars Barthel: In Afghanistan schauen sich die Leute direkt in die Augen. Sie betrachten den Anderen ohne Scheu und Konvention ganz genau. Von oben bis unten. Es scheint, als ob sie sich das Abbild des Anderen einbrennen. Ihr innerer Film läuft intensiver und langsamer, als der einer Filmkamera. Mit mehr als 25 Bildern pro Sekunden. Wir haben auf 16mm Kinofilm gedreht und da bemerkt man das. Ob sie sich dabei eine Meinung bilden, weiß ich nicht. Sie speichern Bilder. Sie kommen alle aus einer weiten Landschaft, wo die Beobachtung des Horizonts und kleinster Details wichtig ist. Auch das Gesicht des Menschen ist eine Totale. Alle Lebensspuren liegen darin offen. Bei Frauen in Burka sind es Hände und Füße, deren Form und Bewegung in ungeheurer Reduzierung ihre gesamte Weiblichkeit erzählen. Ist das nicht großartiges Kino? Diese Reduzierung aufs Detail. Die Burka und auch die dunkelbraunen Umhänge der Männer, darin findet sich ein formale Strenge und Komposition, womit auch die klassische Fotografie und der Stummfilm operierten. Insofern erinnern uns die afghanischen Menschen unbewusst an altes Kino, an dramatisches Kino, an Eisenstein und Buster Keaton, an ein Land voller entlaufener Statisten aus Metropolis. Wir werden ästhetisch aufgeladen und verfallen leicht dem Bild vom zeitlosen, unbesiegbaren Afghanistan. Von der Schönheit und Harmonie, dem Edlen und würdevollen Afghanen. Dabei zerfällt dieses Land in so viele rivalisierende Gruppen. Unser Film öffnet die Tür zu zwei Familien und trifft dort schon auf Streit und kompliziertes Durcheinander, wovon unsereins lange kaum etwas begreift. Was hat sich denn in den Jahren seit 2002, seit Ihr das Land kennen gelernt habt, verändert – an den Lebensbedingungen der Menschen, aber auch an den sichtbaren äußeren Dingen? Helga Reidemeister: Die Veränderungen finde ich dramatisch und erschreckend. Afghanistan ist ein Tummelplatz geworden für Kriegsgewinnler und Geschäftemacher. Von den Milliarden, die als Hilfe in das Land fließen, kommt nur ein Bruchteil bei den Menschen an. Es gibt eine Studie der Heinrich- Böll-Stiftung, in der gesagt wird, dass in 2002 von den Hilfsgeldern 81 %% für Militär, Polizei und Sicherheit ausgegeben wurden, 16 %% für Verwaltung und nur 3 %% bei der Bevölkerung ankamen. Die Mauern, Wachtürme, Stacheldrahtzäune und unzähligen Sicherheitsmaßnahmen werden ständig erweitert. Die Jeeps der ausländischen Organisationen werden immer größer. Das hat immer weniger mit den Menschen, die dort leben, zu tun. Die Straßen sind immer noch bzw. wieder neu aufgerissen von Sicherheitsfahrzeugen und Panzern. Es gibt keine regelmäßige Stromversorgung, nicht genügend Schulen und Krankenhäuser. Die Infrastruktur für die Bevölkerung ist nach wie vor katastrophal. Erschreckend ist die Veränderung in der Haltung der Menschen. 2002 wurden wir als Freunde empfangen, es gab viele Einladungen zum Tee. Inzwischen gefährden wir als Ausländer die Menschen, die wir dort treffen. Wir sind nicht mehr die deutschen Freunde, wir sind ausländische Feinde geworden. Immer mehr Menschen, quer durch die Bevölkerung, unterstützen den wachsenden Widerstand gegen das ausländische Militär. Die Menschen erleben, dass die Versprechen nicht eingelöst werden, die Infrastruktur nicht aufgebaut wird, die Demokratisierung nicht vorangeht. 132 Parlamentarier des afghanischen Parlaments halten Milizen, d.h. Menschen unter Waffen für ihren eigenen Schutz, für ihre eigenen Interessen. Sie bekommen zum Teil sogar Stillhaltegelder, um ihre Macht nicht einzusetzen. Nic Nagel: Bei unserem letzten Besuch 2007 empfing uns schon am Flughafen ein Plakat von Siemens und es wurden uns Telefonkarten der diversen Mobilfunkanbieter feilgeboten. Während bei uns die Tarife in den Keller gehen, sind sie dort noch immer völlig überteuert. Aber das größte Geschäft ist sicherlich die Sicherheit. 2002 sind wir noch zu Fuß abends zum Essen gegangen, das letzte Mal mussten wir spezielle Sicherheitstaxis nehmen und die fahren nicht mal bis zum Stadtrand. Ein anderer Punkt ist die Frage der Bildung. Es heißt immer, Bildung sei der Schlüssel zur Entwicklung des Landes, aber jeder Afghane, der halbwegs lesen und schreiben kann, versucht einen lukrativen Job bei einer Hilfsorganisation zu bekommen, wo er gut das 10fache eines Lehrergehaltes verdient. Lars Barthel: Kabul war im Winter 2002 noch eine leere Stadt. Es war so eine Stille nach dem Krieg. Der Schnee lag über den Ruinen. Es war schön in Kabul. Viele Frauen trugen keine Burka. Die deutschen Soldaten standen noch mit ihren Jeeps stundenlang inmitten der Stadt, lächelten die Leute an und verteilten Bonbons an Kinder. Gefährlich für uns waren die Amerikaner. Diese Kampfmaschinen waren so programmiert, dass man ihnen nicht in die Quere kommen durfte. Sie waren wie Kampfhunde ohne Auftrag an den eigenen Verstand. Wie habt Ihr zu Hossein und Shaima gefunden? Helga Reidemeister: Mein Ausgangspunkt war das Orthopädische Zentrum von Kabul, das von einem wunderbaren italienischen Arzt, Alberto Cairo, 1990 aufgebaut wurde. Wir hatten keine festen Vorstellungen, gingen aber davon aus, dort Kriegsverletzte zu finden, die uns interessierten. Ich hatte viel gehört von der Klaglosigkeit und Tapferkeit der Afghanen, bereit ihr Schicksal anzunehmen als Prüfung von Allah. Alberto Cairo bot uns an, einen Pfleger zu begleiten, der Patienten betreut, die zu Hause leben. So kamen wir in Hosseins Familie. Gleich beim ersten Besuch mit der Kamera, die mein Kameramann nicht versteckte und auch nicht wie eine Waffe auf der Schulter trug, sondern wie ein Kind im Arm. Wir drehten spontan die unerwartete Begegnung mit Hossein im Hof und wurden zum Tee eingeladen. Der Pfleger verabschiedete sich und wir gingen ins Haus. Plötzlich tauchte Shaima auf mit ihrer kleinen Tochter Sabna. Es lief jemand los, um etwas zu Essen zu besorgen, es wurde gekocht, viel gefragt und geredet. Es herrschte eine entspannte und herzliche Atmosphäre, aber natürlich verstanden wir nicht alles. Dann erzählte uns unsere Dolmetscherin, dass Hossein diese Frau, Shaima, liebt und seine Mutter darüber sauer ist, wenn sie kommt. Das kam mir bekannt vor und hat uns neugierig gemacht und dieser Spur bin ich gefolgt. Ihr kommt ja dieser Familiensituation und den Menschen sehr nahe. Man kann sich das eigentlich kaum vorstellen, wie das funktionieren kann, dass Menschen vor der Kamera ihre Familienangelegenheiten so offen besprechen und auch ihre Meinungsverschiedenheiten und Gefühle nicht verstecken. Wussten Shaima und Hossein, wussten die anderen eigentlich, was Ihr da macht? Helga Reidemeister: Sie wussten so wenig wie wir, was dabei herauskommen würde. Sie haben gespürt, diese Menschen interessieren sich für uns und darüber haben sie sich gefreut. Das war etwas Ungewöhnliches für sie. Meine Erfahrung ist, je ärmer die Menschen sind, je weniger sie besitzen, je mehr sie um ihre eigene Existenz kämpfen müssen, desto offener, gastfreundlicher und herzlicher sind sie. Sie sind bei sich, sie verstecken sich nicht, es gibt kein Visier. Dazu sind die Verhältnisse zu bitter und zu schmerzlich. Bei unserer zweiten Reise haben wir ihnen das Filmmaterial auf unserem Laptop gezeigt, um ihre Reaktion zu erfahren. Die Freude, sich selbst so beachtet zu sehen, überwiegt so sehr, dass eine kritische Reflektion während der Entstehung kaum stattfinden kann, d.h. ein Vordenken, welche Auswirkungen der fertige Film haben könnte. Das gilt für uns Filmemacher in ähnlicher Weise. Die Freude, willkommen zu sein, die überraschende Unverstelltheit und Freundlichkeit schenkt Vertrauen in die Situation. Wie sie konnten wir nur hoffen, dass die versprochene Demokratisierung stattfindet und keine Verengung auf traditionalistische Werte. Lars Barthel: Ich weiß noch, als wir das erste Mal zu Hosseins Familie in den Hof kamen. Es war vormittags, da steht Hossein in seinem Gestell, hinter ihm, in die Mauer, sind zwei große, ineinander verschlungene Herzen eingeritzt. Er sieht uns, lächelt und beginnt auf uns zuzulaufen. Es war einer jener Momente, den Filmemacher wie ein Geschenk erleben. Ein magischer Augenblick. Dieser junge Mann kannte uns nicht und kam nun in seinem Gestell auf uns zugehumpelt. In seinem Lächeln lagen Neugier und Zweifel. Da haben wir gleich gedreht. Das ist Dokumentarfilm. Diesen Moment, wie Hossein auf uns zukam, den durften wir nicht verpassen. Er steht nun am Anfang des Films. Diese Momente besonderer Intensität, freilich, die muss zuerst der Kameramann erspüren und drehen. Er muss dafür einen eingebauten Schalter im Kopf haben. Aber die Regie erschafft ganz entscheidend diese Momente mit. Zuallererst war es Helga, die eine Beziehung zu unseren Helden aufbaute.Sie geht dafür ihre eigenen, manchmal für mich fast zu fürsorglichen Wege. Sie interessiert sich so sehr für die Leute, dass sie mit deren Sorgen beginnt mitzuleiden. Dann sind das für sie auch keine Protagonisten mehr, sondern Vertraute, vielleicht eine Art Freunde. Nun musste sie aber in Afghanistan erleben, dass sie von den Problemen ihrer Freunde nichts verstand. Auch wegen der Sprache, aber vor allem wegen ihrer Kultur. Einen Dokumentarfilm machen, bedeutet für Helga aber nicht nur zu dokumentieren, sondern Sorgen zu teilen und nach Lösungsmöglichkeiten zu fragen und zu suchen. In dieser Geschichtevon Hossein und Shaima wurde das zu einer verwirrend vielschichtigen Aufgabe, deren Ende nicht abzusehen ist. Was waren die größten Herausforderungen oder auch Schwierigkeiten für Euch als Filmteam? Helga Reidemeister: Zum einen natürlich die Sprachbarriere. Es wurden die indoiranischen Sprachen Dari und Pashtu gesprochen - und das auch noch in verschiedenen Dialekten. Das Pashtu enthält so viele linguistische Ausdeutungsmöglichkeiten, dass je nach Übersetzer und dessen Alter, eigener Bildung, Herkunft und politischem Verständnis die Dinge ganz verschieden übersetzt wurden. Das war vor Ort, aber auch vor allem in der Aufarbeitung der Gespräche in Deutschland, eine mühevolle Arbeit. Wir haben mit sehr verschiedenen männlichen und weiblichen Übersetzern gearbeitet und immer wieder mussten wir Aussagen korrigieren, bekame Äußerungen eine neue Dimension oder Bedeutung. Nic Nagel: Ja, die Übersetzungen, ich erinnere mich. Wir haben vor Ort alle Gespräche von Studenten in der jeweiligen Sprache abtippen lassen, nur um dann herauszufinden, dass keiner unserer Übersetzer in Berlin etwas mit den Transkriptionen anfangen konnte. Anscheinend kann man den tatsächlichen Sinn der Sprache nur oral - also mit Stimmmelodie und Ausdruck - erfassen. Mir war das schleierhaft, aber es zeigt auch, wie viele Unterschiede es zwischen unserer und der afghanischen Gesellschaft gibt und wie schnell Missverständnisse entstehen können. Wenn man den Menschen aber gegenübersteht, ihnen in die Augen schaut, dann spielt das alles keine Rolle mehr, dann kann man sich auch ohne Worte verstehen. Ich hatte ja das große Glück als Frau Zugang auch zu den Frauenbereichen zu haben. Die Frauen kamen mir mit einer derartigen Zärtlichkeit entgegen, dass ich mir vorkam wie ein roher Klotz. Helga Reidemeister: Zum Beispiel Shaimas Geschichte mit ihrem Vater. Sie wollte, dass wir mit ihm sprechen. Das hat mir viel Kopfzerbrechen bereitet. Mir war klar, dass der Vater mich als Frau gar nicht ernst nehmen würde, die Gesprächsführung nur ein Mann übernehmen kann, der dem Vater imponiert, also sicher kein Student von der Universität. Aber letztlich war es verblüffend einfach. Die Gesprächsführung übernahm unser Fahrer, der seit Jahren von den Ausländern hoch bezahlt wurde und selbst vier schöne Töchter hat, die alle zur Schule gehen und deshalb eine Respektsperson für den Vater war. Allerdings konnte der Fahrer kein Wort englisch oder deutsch. So brauchten wir noch einen zweiten Dolmetscher, der mich verstehen konnte und dem Fahrer klar machen konnte, worauf ich hinaus wollte. Der Fahrer begann, Shaimas Vater nicht endende Komplimente über die Schönheit seiner anwesenden Töchter zu machen. Der Vater war dann kaum noch zu stoppen. Lars Barthel: Keine Schwierigkeit, sondern ein besonderes Glück: Wir haben auf 16mm Film gedreht. Fast jeder Produzent heutzutage schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und erklärt allen Ernstes, er könne eine Produktion auf Film nicht finanzieren. Wie albern. Das ist keine Frage des Geldes. Das ist die Entscheidung für eine Kultur. Mit Helga habe ich jetzt 6 Filme auf Film gedreht. Für uns beide ist das die beste Arbeitsweise. Warum? Sie bringt das beste Ergebnis. Sie bietet die Möglichkeit zu höchster Konzentration beim Dreh. Sie bietet glückliche Pausen und freie Zeit, weil nicht zu viel Überflüssiges gedreht wird. Wir können uns unterhalten und die Dinge versuchen zu verstehen. Wer immerzu dreht, ist wie ein Hund, der seinem Herrn hinterherläuft. Es ist übrigens einfacher für einen Kameramann alles zu drehen. Er hat weniger Verantwortung, trifft weniger Entscheidungen über das Ein- und Ausschalten der Kamera, über Drehort, Kadrage und Licht. Der Kameramann hat das Alibi, außerordentlich beschäftigt zu sein. Und ist fix und fertig nach dem Dreh. Wie geht es Hossein und Shaima heute? Helga Reidemeister: Ich habe sie zuletzt im November 2008 gesehen, um ihnen den Film zu zeigen. Für die beiden hat sich die Situation verschlimmert. Hosseins Mutter hat mittlerweile für Shaima ein Hausverbot ausgesprochen, Shaima darf nicht mehr zu Hossein nach Hause kommen. Und Hossein wird massiv unter Druck gesetzt, wenn er sich mit ihr außerhalb des Hauses trifft, was für ihn ja eine riesige Anstrengung bedeutet. Er muss sich an seinem Gehgestell nach draußen quälen und es muss auch Geld da sein für ein Taxi. Shaimas Vater fordert verstärkt von dem Ehemann das restliche Brautgeld, weil er natürlich Shaima voll „verwerten“ will. Sei es für diesen Mann oder – falls eine Scheidung zustande kommt, was wir versuchen zu unterstützen - für einen neuen Mann, der für Shaima das volle Brautgeld zahlt – was Hossein sehr fürchtet. Er selbst kann dieses Geld nicht aufbringen und ist als Invalide sowieso nicht akzeptiert. Wie beurteilst Du die Anwesenheit der Bundeswehr in Afghanistan? Helga Reidemeister: Ich plädiere für einen Rückzug, so schnell wie möglich. Es ist im Verhältnis zu den vielen Jahren, in denen sich die ISAF dort unten bewegt, doch peinlich, wie wenig geschafft wurde. Es gibt kein Vertrauen in der Bevölkerung mehr, dass die Anwesenheit der Bundeswehr irgendetwas ausrichtet. Unsere Soldaten werden immer mehr – das war am Anfang anders - als Vasallen und Knechte der Amerikaner wahrgenommen. Und die Amerikaner sind immer mehr verhasst, sie bomben seit drei Jahren mit Napalm südlich von Kandahar. Ich kenne Augenzeugen – eine Tatsache, die von den Medien nicht thematisiert wird, so wenig wie die seit einigen Monaten Bomben abwerfenden ferngesteuerten und unbemannten Flugzeuge im Süden des Landes. Das Land ist noch voller Minen und es wird schon wieder gebombt. Das ist aber kein Krieg. Das sind alles „Friedenserhaltende Maßnahmen“. Das Gespräch führte Petra Franke | |||