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  • Verzweiflung - Liebe bis unter die Haut

    PRESSESTIMMEN

    Pressestimmen zur Uraufführung:
    Nina Petri verleiht der von ihr gespielten Figur eine so starke Plastizität, dass sich deren innere Widersprüche auch ohne verbale Erläuterung erschließen. Wie diese Frau sich mit jeder Faser ihres Herzens nach Vertrauen und einem Ort sehnt, wo sie ihren kalten, unnahbaren Schutzpanzer ablegen kann, im nächsten Augenblick aber alles daran setzt, mit verhärteten Zügen jeden Brückenschlag wieder einzureißen, unterstreicht der Film durch seine kontrastreiche Lichtsetzung und das Spiel mit Unschärfen, die Personen und Situationen ins Diffuse tauchen, während sich in anderen Einstellungen Gesichter oder andere körperliche Details gestochen scharf abzeichnen.

    Das Kinodebüt besticht durch seinen
    erzählerischen Mut und das intensive
    Spiel der beiden Hauptdarsteller. Als
    ambitionierter Versuch über die lähmende
    Wirkung existenzieller Angst- und Schuldgefühle gelingt Lauterbach, woran seine Protagonisten leiden: (bildhafte) Ausdrucksweisen zu finden, wo die traditionellen Wege der
    Kommunikation nicht mehr greifen.
    Josef Lederle, film-dienst 21/2000

    Nahaufnahme, harmloses Wort. Bis man diesen Film gesehen hat. Nachher ist klar, dass Nahaufnahmen Übertretungen sind. Ein Zu-Nahe-Kommen. Körpergrenzverletzungen. Kraftproben. Wie viel Nackheit- körperlich, seelische - passt auf eine Leinwand? Und wie viel davon ertragen wir? "Verzweiflung" ist eine Bewährungsprobe für die Gesichter von Nina Petri und Sylvester Groth.
    Kerstin Decker, Der Tagesspiegel, 13.10.2000

    Selten hat ein Filmtitel den Zuschauer auf den ersten Blick so rücksichtslos in die Irre geführt und doch den Kern getroffen. In Marcus Lauterbachs schwarz-weißem Kammerspiel nimmt ihn von der ersten Minute an eine depressive Atmosphäre gefangen, die jedoch langsam aufgeweicht wird. Mit bewundernswerter Konsequenz konzentriert sich Lauterbach auf die zwei einsamen Neurotiker, die wegen ihrer in der Vergangenheit erlittenen Verletzungen kaum noch in der Lage sind, ihren selbstgewählten Panzer zu verlassen. Die Kameraführung von Roland Dressel trägt zu diesem intensiven Gesamteindruck bei, in dem sowohl andere Figuren als auch die Ausstattung meist nur in unklaren Konturen gezeichnet werden. Vor allem aber ist die spröde Liebesgeschichte eine schauspielerische Tour de Force für Nina Petri und Sylvester Groth, die sich mit Haut und Haaren auf die verlorenen Gestalten einlassen. Sie geben dem ungewöhnlich Arthouse-Film von der ersten bis zur letzten Minute Profil und verstehen es, den Zuschauer mit unglaublicher Präsenz und Intensität in den Gefühlsstau einzubeziehen. So ist ein Film entstanden, der wirklich unter die Haut geht.
    Katharina Dockhorn, filmecho/filmwoche 41/2000