Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten
Ein Film von Wim Wenders
Stab:
Regie: Wim Wenders
Buch und Kommentar :Wim Wenders
Kamera: Robby Müller, Muriel Edelstein, Uli Kudicke, Wim Wenders, Masatoshi Nakajima, Masashi Chikamori
Schnitt: Dominique Auvray Lenie Savietto, Anne Schnee
Musik: Laurent Petitgand
Herstellungsltg: Ulrich Felsberg
Redaktion: France Grand
Produzent: Ulrich Felsberg
Produktion: Road Movies Filmproduktion, Berlin/Centre National 'Art et de Culture George Pompidou
Produktionsjahr 1988/89 Land BRD/Frankreich
Darsteller:
Yohji Yamamoto
Wim Wenders
BRD/Frankreich, 1988/89 35 mm, Farbe, 81 Min. FSK: o.A.
Prädikat: "wertvoll"
UA: 20.12.1989 Paris
Inhalt:
Wim Wenders japanischer Freund heißt Yohji Yamamoto. Der deutsche Kultregisseur trifft den Mode-Avantgardisten aus dem Land der aufgehenden Sonne und entdeckt in ihm einen Gleichgesinnten - Kleiderkreationen und Filmemachen als eine Art zu leben. Stadtlandschaften, überraschende Perspektiven, Architektur aus Licht: Die Suche nach dem Geheimnis Yamamotos führt mitten in das Herz zweier internationaler Metropolen: Paris und Tokio. Ateliers, Laufstege, Gesichter, Gesten. Der Regisseur beobachtet den Modeschöpfer bei seiner kreativen Arbeit und tauscht seine Filmkamera gegen das neugierige Video-Auge. Daraus wird eine sinnliche Meditation über die Bilder von morgen, eine sanfte Revolution des Sehens. Yamamoto macht Kleider,die wie Freunde sind. Wenders buchstabiert die Sprache des Kinos neu. Zwei Freunde spielen Billard -Autoren bei der Arbeit, eine Reise in Begleitung, ein Notizbuch aus Bildern und Tönen:
AUFZEICHNUNGEN ZU KLEIDERN UND STÄDTEN.
Das filmische Tagebuch über die Kunst des Kleidens wurde für Wenders auch zur Reflexion über das eigene Handwerk. Filmbilder zeichnen das vielschichtige Portrait eines Stoffkünstlers und fragen zugleich nach dem tiefer liegenden Wesen der Dinge. Als das "Centre Pompidou" in Paris Wim Wenders zu einem Film " aus der Welt der Mode" anregen wollte, war auch er zunächst skeptisch - seine Sache als Cineast war die Welt, und nicht die Mode. Doch dann siegte die Neugier auf Arbeit und Leben des Japaners Yohji Yamamoto, auf das Geheimnis seiner Kreativität, die schließlich auch das Kostüm Solveig Dommartins in "Himmel über Berlin" hervorgebracht hatte. Der Kultfilmer und der Star-Modeschöpfer haben das gleiche Alter und eine ähnliche Vergangenheit -sie sind Kinder einer vom Leitstern Amerika beleuchteten Nachkriegszeit. Und noch etwas verbindet sie: Die Lust auf Unterwegssein und Entdeckung. Wenders und Yamamoto -zwei Gleichgesinnte auf Erkundungsreise zwischen den Kulturen, auf der Suche nach einer neuen, kulturellen Identität.
AUFZEICHNUNGEN ZU KLEIDERN UND STÄDTEN
taucht ein in das Universum eines einzigartigen Stylisten. Aber was als Film über Yamamoto beginnt, wird in jeder Minute mehr zum Film über Wenders, wie er Yamamoto filmt -und so sich selbst bei der Arbeit zusieht. Zwei kreative Welten stoßen aufeinander, verändern und vervollkommnen sich. Ein Experiment mit Risiko: Zum ersten Mal greift Wenders hier zur Videokamera. Ein Enthusiast des Zelluloids entdeckt das elektronische Medium als geduldige und überaus flexible Ergänzung zu seiner 35mm- Filmkamera, der alte Feind entpuppt sich als intimer Verbündeter bei der Erkundung ästhetischen Neulands.
AUFZEICHNUNGEN ZU KLEIDERN UND STÄDTEN
ist ein raffiniertes Labyrinth der Bilder, ein poetisches Kaleidoskop zwischen Film und Video. Yohji Yamamotos kreative Existenz spannt sich auf zwischen Tokio und Paris. Wenders Kamera flaniert mit ihm zwischen Wolkenkratzern und über Boulevards, blickt von Dächern und aus den Augen der Fenster auf das faszinierende Zeichensystem "Stadt" . So wird
AUFZEICHNUNGEN ZU KLEIDERN UND STÄDTEN
wie beiläufig auch ein Filmessay über die Filmmetropolen Paris und Tokio, über die geheimen Gemeinsamkeiten zwischen Architektur, Design und Film. Häuser und Straßen, zeigt Wenders, zieht man an und lebt in ihnen wie in Kleidern. Und so wie Yamamoto in seinem Lieblings-Porträtband, August Sanders "Menschen des 20.Jahrhunderts" , Augenblicke der Wahrheit und die innere Würde er Kleider findet, werden Wenders 'Stadtbilder zur archäologischen Reise ins Jetzt.
AUFZEICHNUNGEN ZU KLEIDERN UND STÄDTEN
ist eine Expedition in die Utopie der Schnitte und der Bilder. Ein Mantel soll wie eine zweite Haut, wie ein Freund sein. Ein Film, ein Spaziergang zur Wahrheit. Zwei, die der Massenproduktion ihre Einzigartigkeit entgegenstellen, brechen auf zu sich selbst. Zurück in die Zukunft. Und zu einem alten Künstlertraum-das Flüchtige (die Mode) und das Bleibende (die Werte des Lebens)auf ein Yamamoto-Design, auf einen Wenders-Film zu bringen.
Pressestimmen:
"Endlich ein wirklicher Film über die Mode.79 kostbare Minuten, in denen das ganze Talent von Wenders und das ganze Talent von Yohji Yamamoto zum Ausdruck kommt. Poetisch, genau, oft bewegend..."
(Liciene Mardore,MARIE CLAIRE,Frankreich)
"Mehr als nur ein einfacher Film über die Mode, die Kreation und oder einen Modeschöpfer, ist dies ein wirklich dokumentarisch-poetisches Kaleidoskop über die Menschen und ihre Produkte, die Wirklichkeit und die Empfindungen in der industriellen und künstlerischen Welt am Ende des 20. Jahrhunderts."
(Patrick Hourcade,VOGUE/Frankreich)
"Ein eigenwilliger und faszinierender Film....Der Schneider schlüpft in die Rolle des Geschichtenerzählers, der mit Stoff, Nadel, Faden und Ideenreichtum immer wieder die 'alte Geschichte' der Gegenstände erzählt, deren variable modische Form immer wieder zum zeitlosen Wesen der Dinge hinleitet. Das Hemd eine Rüstung, der Mantel ein Freund, der Film ein Wahrheitssucher, das Kino sein Verkünder -das sind die einfachen Dinge des Lebens, die gerade durch ihre Einfachheit so schwer zu begreifen sind."
(Hans Messias,Film-Korrespondenz)
"Dies ist der Blick eines Künstlers auf einen anderen. Die Blicke und die Gesichtspunkte kreuzen sich und verraten uns über den einen soviel wie über den anderen:der große melancholische Deutsche und der kleine schweigsame Japaner. Leidenschaftliches Für und Wider, in dem man unter anderem eine Reflexion entdecken kann, über die Identität des Künstlers und seinen Stil...."
(Michel Boujet,L'Evenement du Jeudi)
zurück zur Übersicht