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Ein anderer Widerstand: Die Weiße Rose - die erste dokumentarische Gesamtdarstellung der Widerstandsarbeit der Münchner Studenten in den Kriegsjahren 1942 und 1943: Gefährten, Freundinnen und Geschwister erzählen, wie sie Flugblattaktionen unterstützten, wie sie Gestapoverhöre und Volksgerichtshof überstanden, manche, die niemand vorher gefragt hat. Die ersten Gespräche für den Dokumentarfilm wurden im Jahr 2000 geführt, ein Teil der Zeitzeugen lebt nicht mehr. Ihr unwiederbringliches Zeugnis macht die Widerstandsarbeit der Freunde begreiflich und verwandelt die Heldengestalten in politische Menschen. Eindrücklich und mit einer feinfühligen Ästhetik sind die Selbstaussagen der Beteiligten und Originaldokumente kombiniert. Ihre zum Teil unveröffentlichten Jugendfotos, Fotos von den Tatorten, Gestapobeamten, Richtern und dem Henker fügen sich zu einem authentischen Portrait der Weißen Rose jenseits von Legenden. ________________________________________________________________________________________________________ Der Film beginnt mit der Erinnerung an das letzte Treffen mit Hans und Sophie Scholl, wenige Augenblicke, bevor die Geschwister Scholl festgenommen wurden. Daraufhin kam die Gestapo auf die Spur von Christoph Probst. Vier Tage später werden die Drei vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und wenige Stunden danach enthauptet. Der Film beginnt mit der Trauer um den Tod der Freunde und Geschwister und den Begräbnissen, wie eine heimliche "Einscharrung", zu alledem noch unter Beobachtung der Gestapo. Es wird vom verzweifelten Versuch der Freunde und Angehörigen berichtet, noch Gnadengesuche einzureichen, obwohl es zu spät ist. Die Verzweiflung der Hinterbliebenen war so groß, dass der Vater der Geschwister Scholl seiner Familie vorschlug, gemeinsam in den Tod zu gehen. Im Sommer 1942 tauchen in Süddeutschland "Flugblätter der Weißen Rose" auf. Sie prangern zum ersten Mal den Judenmord an. Es sei "das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen", sie rufen auf zum Widerstand "ehe die letzten Städte ein Trümmerhaufen sind, gleich Köln". Sie rufen auf zu "Sabotage in Rüstungs-und kriegswichtigen Betrieben!". Die Flugblätter enthalten Maxime von Aristoteles, Augustinus, Lao-Tse, Goethe, Schiller und Novalis. Verfasser sind Hans Scholl und Alexander Schmorell. In Ulm erörtern Hans Hirzel und Franz J. Müller die Mitarbeit. In München treffen sich die Verschwörer zu Leseabenden bei Alexander Schmorell, bei anderen Oppositionellen und im Atelier des Architekten Manfred Eickemeyer. Die Freundin von Hans Scholl, Traute Lafrenz und Ulmer Schüler Hans Hirzel berichten von diesen Treffen. Ende Juli 1942 wird die Studentenkompanie an die Russische Front versetzt. Jürgen Wittenstein und seine Freunde sind beeindruckt von den russischen Menschen, er erlebt Kriegsgreuel. Alexander Schmorell erwägt zu desertieren, lässt aber davon ab, um seinem Vater nicht zu schaden. Nach der Rückkehr aus Russland wird die Widerstandsarbeit auf andere Städte ausgedehnt. Lilo Ramdohr wird von Schmorell und Scholl eingeweiht und stellt für sie die Verbindung zu Falk Harnack her. Harnacks Bruder Arvid ist einer der führenden Köpfe der Berliner "Roten Kapelle". Traute Lafrenz und Jürgen Wittenstein bringen die Flugblätter in andere Städte. Sophie Scholl wirbt um die Mitarbeit von Susanne Hirzel. Der Stuttgarter Steuerberater Eugen Grimminger übergibt Hans Scholl große Summen. Hans Scholl kann jetzt mit größeren Flugblattaktion beginnen. Hans Hirzel gerät beim Kauf eines Vervielfältigungsapparats in eine kritische Situation, später kommt er auf die Idee ein Flugblatt gegen die Judenverfolgung zu entwerfen. Er sucht Gleichgesinnte und gerät an den Jurastudenten Albert Riester aus der katholischen Jugend. Riester entpuppt sich als Gestapospitzel. Aus Angst wirft Hans Hirzel den Abziehapparat nachts in die Donau. Die Tochter von Professor Huber berichtet von der Einbeziehung ihres Vaters in klandestine Tätigkeiten. Christoph Probst entwirft ein Flugblatt zur verlorenen Schlacht um Stalingrad. Hans Scholl entwirft mit Professor Huber das 5. Flugblatt. Tausende davon werden jetzt verbreitet: "Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen...Freiheit der Rede, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa." Hans Hirzel, Franz J. Müller und Susanne Hirzel berichten von der gefährlichen Verteilung dieses 5. Flugblatts, Lilo Ramdohr, berichtet, wie sie Alexander Schmorell bei seinen Widerstandsaktionen unterstützte. Am 13. Januar 1943 hält Gauleiter und SA-Gruppenführer Paul Giesler die Rede zur 470-Jahrfeier der Ludwig-Maximilians-Universität im Deutschen Museum. Anneliese Graf, die Schwester Willi Grafs erlebt den Tumult, als Giesler den Studentinnen vorwarf "daß sie da in den Studentenbänken sitzen, statt dem Führer ein Kind zu schenken. Und er würde, wenn man selber als Mädchen zu häßlich wäre, um einen entsprechenden Partner zu finden, würde er gerne jemanden aus seiner Truppe bereit stellen, und ich kann, so fügte er hinzu, Ihnen ein schönes Erlebnis versprechen." Im Februar malen Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf nachts "Nieder mit Hitler", "Massenmörder Hitler" und "Freiheit" an Hauswände, zuvor hatten sie Tausende von Flugblättern über die Stadt verteilt. Professor Huber verfasst noch ein Flugblatt, das Sechste und Letzte: "Kommilitoninnen! Kommilitonen!..Gauleiter greifen mit geilen Spässen den Studentinnen an die Ehre...Der deutsche Name bleibt für immer geschändet, wenn nicht die deutsche Jugend endlich aufsteht und seine Peiniger zerschmettert." Über tausend Stück werden von den Geschwistern Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf mit der Post versandt. Die Gestapo organisiert eine Großfahndung. Der Leiter der Gestapo, Oswald Schaefer bildet eine Sonderkommission. Hans Hirzel heuert in der Hitlerjugend Kameraden an, die ihm helfen sollten, Flugblätter zu verteilen. Anstatt zu helfen, denunzieren sie ihn bei der Stuttgarter Gestapo. Er wird verhört und lässt Sophie Scholl eine Warnung zukommen. Am Tag darauf, es ist der 18. Februar 1943, werden Sophie und Hans Scholl beim Flugblattverteilen vom Hörsaaldiener Jakob Schmid erwischt und festgenommen. Hans Scholl zerreißt den Flugblattentwurf von Christoph Probst, den er bei sich trägt. Dadurch kommt die Gestapo auf die Spur von Christoph Probst. Gisela Schertling, eine Freundin der Geschwister Scholl, wird von der Gestapo verhört. Der ganze Freundeskreis fliegt auf, Schmorell flieht, die Geschwister Graf werden festgenommen. Jürgen Wittenstein warnt den Vater Alexander Schmorells, Lilo Ramdohr versteckt den Freund und fälscht seinen Paß, Traute Lafrenz fährt zu den Eltern der Scholls. Am 22. Februar reist der Volksgerichtshof und sein Präsident Roland Freisler aus Berlin an. Nach ein paar Stunden steht das Todesurteil fest. Der Reichsanwalt Albert Weyersberg überwacht die Enthauptung, und die Verbringung von Körper und Kopf zum Friedhof am Perlacher Forst. Danach wird ihm das Kriegsverdienstkreuz verliehen. Die Gestapo verhaftet jetzt und danach über 80 Freunde und Familienmitglieder, auch die Geschwister Hirzel. Sie berichten von furchtbaren Verhören. Nach seiner missglückten Flucht kehrt Alexander Schmorell nach München zurück und wird in einem Luftschutzkeller von einer Bekannten verraten. Die Gestapo verhaftet ihn und auch Lilo Ramdohr. Sie wird ent-lassen, weil ihr nichts nachgewiesen werden kann, und bekommt einen Nervenschock. Die Tochter Kurt Hubers schildert detailliert die Festnahme ihres Vaters durch die Gestapo. Am 19. April 1943 tagt der Volksgerichtshof unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Justizpalast. Präsident ist Roland Freisler, seine Beisitzer sind Landgerichtsdirektor Martin Stier, SS-Gruppenführer Franz Breithaupt, SA-Gruppenführer Hans Bunge, Staatssekretär Max Köglmaier, Reichsanwalt ist Adolf Bischoff. Es ist eine eindrückliche Schilderung eines Volksgerichtshofsprozesses von Beteiligten, die mit dem Leben davongekommen sind. Franz J. Müller, einer der 14 Angeklagten veranschaulicht die Bedeutung Prof. Hubers während der Verhandlung: "Freisler ließ ihn mindestens zehn, wenn nicht fünfzehn Minuten reden; und er hat Freisler alles vorgeworfen, was die Nationalsozialisten zerstört haben. Und am Schluß, hat er sogar für uns junge Angeklagten um Milde gebeten, und gesagt: 'Ihre Gesinnung war die lauterste, die es gibt." Und Hans Hirzel über Hubers Rede: "Und in diesem Schlußwort, hat der Prozeß das Niveau bekommen, das er von Anfang an hätte haben können. Huber hat auf seine Art es verstanden, trotz des ungeheuren Drucks unter dem er selbst stand, diesem Prozeß endlich das Niveau zu geben, das er von vornherein hätte haben müssen und er sagte am Ende: Sie haben Fichte erwähnt. Wir alle kennen das Wort von Fichte: 'Und handeln sollst du so, als hinge von dir und deinem Tun allein das Schicksal ab der deutschen Dinge und die Verantwortung wär Dein.' So haben wir zu handeln versucht. Damit hat er eigentlich die Ehre der gesamten Anklage wieder gerettet." Zum Tode verurteilt werden Alexander Schmorell, Kurt Huber und Willi Graf. Zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt wird Eugen Grimminger, der Geldgeber. Ein Todesurteil trifft Grimmingers jüdische Frau Jenny, die während seiner Untersuchungshaft nach Auschwitz deportiert worden war. Die anderen Angeklagten erhalten hohe Freiheitsstrafen. Falk Harnack wird freigesprochen. Aber die Geschichte ist nicht zu Ende. Die Spitzel, Denunzianten, die Gestapobeamten, der Rektor der Universität und das Gericht werden nicht zur Verantwortung gezogen. Der Einzige, der eine Strafe erhält, ist der Hörsaaldiener der Universität, Jakob Schmid. Die Schlussmontage mit den Portraits aller Angeklagten des ersten und zweiten Volksgerichtshofsprozesses fügt sich zum Memento an die Weiße Rose. JVA Stadelheim, | |||